EURO2012-Tagebuch (14)

[Vorrunde]

12.06.2012:

Griechenland – Tschechien (18:00 Uhr – Breslau – ARD)

Polen – Russland (20:45 Uhr – Warschau – ARD)

Im ersten Spiel dürfen wir karge Fußballkost erwarten, bei Polen gegen Russland ist m. E. keine Prognose möglich. Man darf jedoch davon ausgehen, dass Polen den Russen nicht so viel Räume lässt wie 1920 Tschechien.

Der gestrige Spieltag:

Frankreich – England 1:1 (1:1)

Die erste Halbzeit konnte ich arbeitsinduziert nicht live am Rundfunkgerät verfolgen, aber das ZAG versorgte mich mit einem meinungsstarken E-Mail-Ticker. Es war eh Ideales PublicViewing-Wetter für Engländer in der Region Köln-Bonn… dann die erste Botschaft aus dem ZAG, Hessisch-Lichtenau:

17:41 Uhr:

schon der erste verletzte bei england, beim warmmachen der torhüter hat sich unser alter freund ray clemence verletzt und wurde soeben vom platz getragen. slapstick-england. die gehen gleich komplett unter.

17:57 Uhr:

die hymnen. wie immer groß, ergreifend, blutrünstig, die marseillaise. für england sollten sie statt „god save the queen“ besser das thema der „benny hill show“ spielen.

18:31 Uhr:

einsnull england durch kopfball lescott, und nichtmal unverdient

Sehr irritierende Botschaften kamen da aus Hessen, hatte ich Frankreich doch als klaren Sieger auf dem Zettel und England nur eine Außenseiterchance eingeräumt, WEIL sie ohne den Mann mit dem Frank-Sinatra-Gedenk-Impantat spielen

18.40 Uhr:

einseins gewaltschuß nasri. mir gewinne des.

Die zweite Halbzeit habe ich mir dann im ZDF angeschaut, E-Mail gefiltert hätte mir auch ausgereicht. England handwerklich stärker als erwartet, und als – verdammt nochmal – von mir getippt! Der englische Torwart verpasste es leider bei der letzten Aktion des Spiels, die Tradition großer englischer Torhüter fortzuführen und hielt den Fernschuss – im Nachfassen – fest.

Wie immer ein imposanter Auswärtsmob der Engländer, aber trotz HD und gefühltem 64-Zoll-Fernseher konnte ich keine Zaunfahne entdecken, die die „Northern Canaries“-Zaunfahne der Morrissey-Fans von 2006 toppte:

Was mir bei diesem Spiel auch klar wurde:

Die Fußballschuhe bei diesem Turnier sehen alle so aus, als ob Dieter Bohlen und Ed Hardy eine Designpartnerschaft eingegangen seien. Die Franzosen traten fast alle mit der Edition „Lady Gaga“ an. Ansonsten ein eher grottoider Kick.

Ukraine – Schweden 2:1 (0:0)

In der Vorberichterstattung gelernt: Zlatan wird vom Team „Zlatan“ genannt. Die Ukraine mit meinem Lieblingsspieler Voronin oder Woronin, ich glaube mit „V“ wie in „Vogel“, den ich liebe, seit er im Februar 2007 sein abgefälschtes Tor für Leverkusen, das den Quasiabstieg von Borussia Mönchengladbach bedeutete, extatisch vor unserem Gästeblock in Leverkusen feierte.

Das Spiel begann mit einer Irritation. Für mich: Musste mich erst daran gewöhnen, dass die Schweden nicht in gelb spielen. Und seit wann überhaupt tragen die Umbro-Leibchen?!

Und die Ukraine? Sie war congenialer Partner beim langweiligsten Fußballspiel aller Zeiten, dem ich beiwohnen musste: WM 2006, dem Achtelfinale gegen die Schweiz, nach 90 Minuten litt ich unter einem akuten Boreout und fuhr nach Hause, da ich mir die Verlängerung nicht antun wollte. Als ich nach halbstündiger Fahrt von Müngersdorf nach Kalk zu Hause den Videotext anstellte, der Schock: Dieses Spiel wollte mich aus seinen Klauen der Langeweile nicht entlassen und ich war mittendrin im Elfmeterschießen, das die Schweizer ohne einen einzigen Treffer verloren. Vergangenheit, die nicht vergehen will.

Zurück zur Begegnung gegen Schweden: Die ukrainischen Fans machten ganz schön Alarm im Stadion. Die Ukraine bei schnell vorgetragenen Kontern scheinüberlegen in der ersten Halbzeit, Schweden steht souverän. Das Spiel dennoch ein wenig wirr und fahrig. Ibrahimovic in Halbzeit eins mit der Beweglichkeit einer Bahnschranke. Dennoch hatte er die größte Chance vor dem Pausenpfiff mit einem Kopfball an den Pfosten.

Nach der Pause dann ein paar Nickligkeiten zu Beginn. Und Satan Ibrahimovic stand dann gomezesk da, wo er stehen muss, um eine Minderleistung mit einem Tor zu krönen. Die Freude des Dreikronenteams währte nur kurz, Schewtschenko mit dem Kopfballausgleich ein paar Minuten später. Flottes Spiel nach dem Wiederanpfiff, der ukrainische Präsident Juschtschenko sah ein wenig einsam & verloren auf der Ehrentribüne aus. Sieben Minuten später war Schewtschenko wieder mit dem Kopf zur Stelle und dreht das Spiel. Das Stadion explodiert in Düsenjägerlautstärke! Der große alte Mann sorgte für den Erfolg des Gastgebers, die Nummer 4 im ukrainischen Tor verhinderte mit einem engagierten Bagger das 2:2.

P.S.: Die „Orange“-Werbung in Kiew entbehrte nicht einer gewissen Pikanterie. 

Was sonst noch passierte / Presseschau:

Grande Enttäuschung

Schewtschenko schenkt Ukraine Sieg gegen Schweden

Zitate des gestrigen Spieltags:

„Es gibt Schiedsrichter, die sich den Respekt über Karten erkämpfen.“ (Wolf-Dieter „Poschi“ Poschmann)

„Oleg Blochin guckt, dass er das Unentschieden über die Zeit bekommt.“ (Poschi)

„Twittern, vielleicht sollt‘ ich das auch mal machen.“ (Oliver Kahn)

Leserresonanz:

Der Inhaber des EM-Studios Kalk hat sich mal dezidiert zur Bildregie der EM und den „Herren des Weltbilds“ geäußert:

„Ja, das ist ja mal ganz großes Kino hier mit den Beiträgen. Manche Links lassen mich sprachlos werden. Chapeau Beiträge!!!

Eben so wie die Bildregie: Chapeau, Polkraine. Ich sitz‘ auch nicht vor dem Fernseher um das Spiel zu verfolgen, sondern um mir stilsichere Blumengeflechte und die Pickel der jeweiligen Spieler in supersupersupersupsupsupslowslowslowslowmo anzusehen. Das Spiel ist da eher nebensächlich, echt jetzt. Irgendwie wie… Heinz Sielmann und Bernhard Grzimek und ihre supersuperslowslowslowslowslowwwwww Nahaufnahmen der fressenden antilopeneisbärgetigerten Steinläuse… Ich hab ja zur Einstimmung auf diese EM Deutschland-Frankreich 1982 gesehen. Empfehlenswert für die Jüngeren unter uns. Da redet der Reporter nur, wenns angebracht ist und die Zeitlupen sind dann da, wenn man sie wirklich braucht und halten sich an den Spielfluss. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass Fußball immer mehr zur Massenware verkommen ist… ach egal, das versteht ja eh niemand, der nix von Fußball versteht.“

Und, obwohl es nie als quid-pro-quo gedacht war, sondern einfach, weil ich die 140-Zeichen-twitter-Spielberichte von blogsatz.de so schätze, hat er dem EURO2012-Tagebuch auch ein paar lobende Zeilen angedeihen lassen.

EURO2012-Tagebuch (13)

[Vorrunde]

11.06.2012:

Frankreich – England (18:00 Uhr – Donezk – ZDF)

Ukraine – Schweden (20:45 Uhr – Kiew – ZDF)

Zur Vorbereitung auf die Spitzenbegegnung Frankreich versus England eine Dystopie aus der Hölle:

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Durch den Verzicht auf Rooney könnte England eine klitzekleine Chance gegen Frankreich besitzen. Um sich auf das zweite Spiel des Tages einzulassen, empfehle ich den Reisebericht der gebürtigen Kiewerin (sagt man so?) und Ex-Piratin Marina Weisband auf faz.net. Und auch Bill Shankly wird in der Begegnung Ukraine gegen Schweden widerlegt werden. Die wichtige Frage bei diesem Spiel wurde von Michael Weckerlin a.a.O. formuliert und sie lautet: „Ob die Orange Bandenwerbung auch bei den Spielen in der Ukraine in den Stadien zu sehen sein wird – ich tippe wohl eher nicht…

Der gestrige Spieltag:

Spanien – Italien 1:1 (0:0)

Der tadellose Sportsmann Buffon wurde vor dem Spiel mit folgenden Worten zitiert:

Der Kick war per se „interessant“: Unsere Νέμεσις der Jahre 2006 bis 2010 gegeneinander. Das Spiel meiner beiden Lieblingsmannschaften begann mit Bildungsfernsehen, in dem KMH erklärte: „Danzig ist eine Hafenstadt.“ Die Spanier begannen engagiert, die Italiener mit ihrem „seek ’n‘ destroy“-Sturm zu Anfang destruktiv.

Das sah in Halbzeit 1 schon sehr überzeugend aus, was Spanien macht. Die Italiener nach zehn Minuten dann auch im Spiel. Ich sag’s ja wirklich ungern, aber nach den Anlaufschwierigkeiten machte das Italien richtig gut gegen amtierenden Europameister. Die Abwehr der Spanier scheint dieses Jahr auch nicht unüberwindbar zu sein. Sehr unterhaltsames 0:0 in der ersten Halbzeit. Und gelernt: Weil Cassano ein Verrückter ist, gibt’s kein Gelb.

Ich lege mich fest: Das bisher beste Spiel der EM! Italien geht in Führung, Spanien gleicht zeitnah aus. Italien saustark, damit hatte ich echt nicht in diesem Maße gerechnet. Ist aber machbar fürs schwarz-rot-goldene Ballett. An ’nem guten Tag. Irgendwann muss diese Albtraumserie ja mal reißen. Und Spanien? Ja, demnächst zahlen wir Ihnen auch noch ihre Blutdopingforschungszentren. 😉

Dialog des Abends:

„Italien ist 1:0 in Führung gegangen.“ „Ich weiß, ich habs von oben gehört.“

Aus der Abteilung Mindermeinung: Mit Bela Rethy auch mal ein starker Moderator des Spiels. Aber nicht durchgängig, ich zitiere: „Hohe Bälle sind bei dieser spanischen Zwergenveranstaltung nicht das probate Mittel.

Irland – Kroatien 1:3 (1:2)

Im Vorfeld der Berichterstattung die Präsentation eines „Riesenliedes“ für Trap: „Er war Italiener und jetzt ist er Ire.“ Der Pub: Die Weisheit der vielen. Auf der anderen Seite Rock’n’Roll-Jurist Slaven Bilic, der Abwehrsympathieträger von 1996.

Die Kroaten mit einem Blitzstart! 1:0 in der dritten Minute. Die Iren in der 18. Minute mit dem 1:1, dem ersten Tor nach einem Standard. Mit Mittelfeldgeplänkel hielt sich keines der beiden Teams auf. Der Trappatonismus sorgte für ein sehr aufgeräumtes und abwehrstarkes Team von der Insel. Dennoch gelang den Kroaten das 2:1 kurz vor dem Halbzeittee. Die „Herren des Weltbildes“ blendeten Bengalos und Böller aus, aber den Wind kann die UEFA nicht kontrollieren, die Rauschschwaden ließen erahnen, dass in der kroatischen Kurve gezündelt wurde.

Die Iren direkt nach dem Wiederanpfiff mit großem Pech! 3:1. Eigentor Given. Und dann wurde ihnen ein kristallklarer Elfmeter verweigert. Einigen Herren bei der UEFA ist der Trappatonismus wohl zu erfolgreich. Die Schachbretter haben dann den Stiefel routiniert gegen limitierte Iren runtergespielt. Ganz munterer Kick, die Kroaten sind und bleiben ein unangenehm zu spielender Gegner. Wie unangenehm diese Wundertüte ist, wird man nach den Spielen gegen Spanien und Italien sehen.

Die hohe Messlatte für die weiteren EM-Spiele bleibt die Begegnung Spanien-Italien.

P.S.: Entgegen anderslautender Gerüchte ist „Gintonic“ kein kroatisches Getränk. Und so wie es aussieht, müssen die Iren bald zurück an die Arbeit. Mutti wird’s freuen.

Was sonst noch passierte / Presseschau:

Titelverteidiger Spanien stolpert über starke Italiener.

Kroatien feiert klaren Sieg im Außenseiterduell.

FJ Wagner:Fußball ist wie Pizza. Wie Orangensaft.Anmerkung: 1. Er ist irre. Oder: 2. Er sympathisiert mit den Italienern und Niederländern. Manchmal lässt er selbst mich sprachlos zurück.

Diese Bilder werden der UEFA nicht gefallen!

Zitate des gestrigen Spieltags:

11 Freunde:Schon hat die KMH alle erdenklichen Aussprachen des Namens Puyol durch: Pujoll, Puhdschol, Pucholl, Pumuckl.

„Selbstverständlich muss ich mich auch in Sachen Essensgewohnheiten den gesellschaftlichen Realitäten anpassen. Deshalb kann mein Frühstück dieser Tage nur so aussehen.“ (Thorsten Cöhring)

Offensichtlich ist Anja Sauerwald mit Ihrer freitäglichen Einschätzung der EM-Blume nicht alleine:

EURO2012-Tagebuch (12)

[Vorrunde]

10.06.2012:

Spanien – Italien (18:00 Uhr – Danzig – ZDF)

Irland – Kroatien (20:45 Uhr – Posen – ZDF)

Gleich die erste Begegnung des Tages in der Katholikengruppe C  lässt meine beiden derzeitigen Lieblingsmannschaften gegeneinander antreten. Von meiner unversöhnlichen Warte aus, auch eingedenk der Ereignisse von 2006, 2008 & 2010 die Begegnung „Pest versus Cholera„.

Im zweiten Spiel treten treffen Kroatien und Irland aufeinander. Das einzige, was ich aus der hohlen Hand dazu schreiben kann ist, dass die irischen Schlachtenbummler die Vorrundenverweigerin glauben machen, sie seien bei der Arbeit und Gott Giovanni Trapattoni seine lads schon richtig gegen die Treter aus Kroatien einstellen wird. Das wäre es an Vorberichterstattung.

Der gestrige Spieltag:

Niederlande – Dänemark 0:1 (0:1)

Zu diesem Spiel kann ich wenig sagen, da ich es fast nur – und dann auch punktuell – auf kicker.de und twitter verfolgte. Wobei: Die letzten drei Minuten habe ich in der Kulisse gesehen und konnte es kaum glauben, was ich sah und auch die vorherigen Gerüchte auf der Hochzeit, die besagten, Dänemark führe 1:0… Was für ein Paukenschlag! Otto Rehhagel als Morten Olsen verkleidet. Die absolute Essenz der Begegnung findet sich bei blogsatz.de. Oder hier: „Legoland schlägt Egoland„.

Deutschland – Portugal 1:0 (0:0)

Zum gestrigen EM-Auftakt unserer Mannschaft in Lemberg nur soviel: Ich forderte verhement ab der zweiten Halbzeit Klose und war dann sehr froh, dass Clark Kent das einzig gewonnene Kopfballduell zum 1:0 verwandelte. Ansonsten fallen mir zum Spiel nur die Attribute „Anspannung und Angst“ ein.

Ein wenig Sorge bereitete mir schon am Morgen des Spieltags, so omenmäßig, dass ich die Inhaberin dieses Blogs nicht von ihrem teuflischen Unterfangen, in der Bäckerei Hesterbrink ein „Portugieser“ (!) zu erwerben, abbringen konnte. Und auch die mögliche Aufstellung von Boateng und Gomez löste – vor dem Spiel – keine Jubelstürme bei mir aus:

Im Nachhinein, wenn wir dann alle klüger sind, kann man nur sagen: Alles richtig gemacht, Prof. Dr. Löw! Chapeau. Thünnwardt Tünnenson formulierte alle unsere Ängste vor der Begegnung mit Portugal gestern Abend so richtig:

„Mir gefällt das alles nicht. Die Nationalmannschaftskritiker dieser Welt sitzen doch schon in den Startlöchern. Hansi sagt „Stahlhelm“, Olli sagt „Kamingespräch“, Mutti darf nicht fahren und Schweini macht Chipsreklame. Wenn das morgen abend schiefgeht, kommen sie alle aus den Löchern. Wer mir Hoffnung macht: Miro. Absolut tiefenentspanntes Interview in der Zeit. Der weiß, wie es geht. Das muss klappen morgen abend. Ich wünsche kein Todesspiel am Mittwoch.

Das kuriose Momentum an der mittwöchlichen Begegnung gegen die Niederländer: Für sie geht es schon um alles. Und sie können sich so einen Abwehr-/Mittelfeld-Minengürtel wie die Portugiesen nicht erlauben. Abgesehen davon, dass deren Abwehr noch schlechter ist als unsere.

Das Spiel gegen Portugal war nicht gut, aber das musst du auch erst mal gewinnen. Clark Kent Gomez hat direkt zu Beginn dem Treter Pepe den Schneid abgekauft und ausgerechnet Boateng und auch Hummels waren ein Faustpfand in der Abwehr. Wir hatten zweimal Glück, dass der Ball nur die Latte traf, aber egal, 40.000 Euro ins Phrasenschweinderl, Mund abputzen und weiter! Ich bin recht glücklich, dass Hummels so gut ins Turnier fand.

Eine kleine Anmerkung am Rande zu „Cristiano ‚Du hast die Haare schön‘ Ronaldo„: Die selbstverliebte Poserfigur heißt Cristiano Ronaldo und nicht C-3PO oder so… Wer ihn das nächste Mal in meinem Umfeld „CR7“ nennt, zu dem breche ich alle Sozialkontakte ab. Denn:

Und noch ein Wort zu den albernen Durchsagen des Stadionsprechers „That’s not sportsmanlike„: Unser imposanter Auswärtsmob, ich ging von 8.000 aus, andere Quellen sprechen von 10.000 deutschen Supportern vor Ort, haben die Papiere und Kartons ihrer Choreo zusammengeknüddelt und aufs Spielfeld geworfen. Es flogen keine Bengalos, Steine oder Bierbecher: Es flog Papier und die UEFA greift ein. Das ist so erbärmlich & fußballgentrifiziert. Wenn ich da an die Bilder aus den Achtigern denke oder auch die WM 1978 in Argentinien, an die vielen Papierschnipsel und Toilettenpapierbahnen, ja dann müssten diese Mimmies diese Spiele ja sofort abbrechen…

Das Zitat des Tages stammt diesmal von Thorsten Cöhring:

Chuck Norris sagt: „Gomez ist der Einzige, vor dem Pepe und ich Angst haben!“

Was sonst noch passierte / Presseschau:

Stimmen zum DFB-Sieg: „Ich bin sehr zufrieden“.

Internationale Pressestimmen zum Spiel.

Das roch nach Schweiß, Deutschland siegt schmutzig.

Peng, Peng, Boateng – Ronaldo an die Kette gelegt!

Erlöser Gomez.

Die neue Abwehr steht.

Tipps: Public Viewing in Kalk zur EM 2012

Gefällige Gaffel-Werbung in Kalk

 

EURO2012-Tagebuch (11)

[Vorrunde]

09.06.2012:

NiederlandeDänemark (18:00 Uhr – Charkiw – ARD)

Deutschland – Portugal (20:45 Uhr – Lemberg – ARD)

Heute greifen wir also ins Turnier ein, das erste Vorrundenspiel für Jogis Jungs. Also auch wenn es vom Zeitpunkt nicht ganz passt, das Erstrundenspiel gegen Portugal, weil ich es zwar in Kalk, aber nicht im EM-Studio Kalk sondern es bei einer Hochzeit sehe, so brachte mich ein Blick – ein Blick zurück in Zorn und Trauer – ins WM-Tagebuch 2010, wenigstens auf die angemessenen Manschettenknöpfe für diese Hochzeit:

Heute Abend – so gegen 22.30 Uhr – weiß ich mehr, dann ist kristallklar, ob ich diese Manschettenknöpfe jemals noch einmal tragen werde. Ich bekenne mich noch einmal und ausdrücklich schuldig in Fragen des Fußballaberglaubens. Und bin auch bereit, für einen erfreulichen Turnierverlauf, der uns am 01.07.2012 nach Kiew führt, Opfer zu bringen. Rudelgucken auf einer Hochzeit, hmmmh. Was wäre denn der nächste Schritt? Fußballgucken in einer Kirche? Aber auf so eine abwegige Idee käme doch kein Kulturkatholik. Das klingt eher protestantisch, oder?

Ja, denn der Pastor setzt seine Kirche bewusst in Szene, „nur so baut man Schwellen ab und bekommt Menschen in die Kirche“, weiß Manz, der seine Schäfchen auch gerne im National-Trikot begrüßt.

Nicht, dass dabei nachher UEFA-Auflagen zum PublicScreening verletzt werden!

*

Gestern hat mir Franz Josef Wagner (ich verstehe Fußball nicht, schreibe aber dennoch darüber) die Absolution erteilt. Ich habe gelernt, dass ich ein guter Fußballfan bin und kein Bengaloist. Ich konnte alle 5 Fragen mit einem zackigen „Ja!“ beantworten und das hat zur Folge, wie der Meister es ausdrückt,

(…) dann sind Sie kein Hooligan und kein Bengalos-Anzünder, sondern ein guter, lieber Fußball-Fan.

*

Manchmal wissen Wiederholungen durchaus zu gefallen, deshalb könnte ich mit einer Fortführung der Spielergebnisse gegen Portugal bei großen Turnieren leben: 2006 gewannen wir – im undankbaren Girlandenmenschen-Finale –  3:0, 2008 konnten wir uns 3:2 durchsetzen. Ein Auftaktdreier wäre ein durchaus erquicklicher Start in die EM. Mam nadzieję, że ja mam rację.

Der STERN wagt im EM-Favoritencheck „Deutschland: Schland! Oh, Schland? Gewinnt die deutsche Nationalelf den ersten Titel seit 16 Jahren?“ die Prognose:  „Der Titel ist – anders als 2008 oder 2010 – definitiv möglich.“ Das ist auch dringend nötig, damit das ZAG, Thünnwardt Tünnenson & ich wieder schlafen können! Der 1. Titel seit 16 Jahren könnte zum Durchschlafmittel werden, ich gebe überarbeitet wieder:

„ich will endlich wieder nen titel holen. ich  brauche nen titel. sechszehn jahre ist das jetzt her, das muß man sich mal vorstellen. in dieser zeit haben kirmestruppen wie griechenland (dank unserm otto) und italien titel geholt. zu schweigen von [Fuentes]-spanien. der fußball  ist doch eine farce.

Als frankophiler Fußballfan kann er den Titelträger von 2000 natürlich nicht als „Kirmestruppe“ bezeichnen… 😉 Ich glaube, ich war nur einmal im meinem Fußballer-Leben für Frankreich, das dürfte in einem Spiel gegen Italien 2006 gewesen sein. Die interessanteste Forderung zum heutigen Spiel kam jedoch gestern von Hansi Flick, der mit Hinblick auf die portugiesischen Freistöße äußerte:

Stahlhelm aufsetzen und groß machen!

„Groß machen“ auf dem Platz??! Sehr irritierend. Gibt es denn in Lemberg keine ordentliche Toiletten im Stadion? 

Alles egal, denn

bei einer Europameisterschaft geht es gleich von Beginn an zur Sache. Im Gegensatz zum aufgeblähten globalen Turnier geht es per Kaltstart von Null auf Hundert. Das macht den Reiz der EM aus und schon das erste Spiel kann richtungsweisend sein.“ (Marc Basten)

Dann drücken wir alle mal die Daumen, dass es ein guter Kaltstart wird und der Abwehrmotor nicht stottert.  Leider wird Mutti Angela Merkel die Vorrunde verweigernEin schlechtes Omen. Mein Rat als Politikberater im Kanzleramt wäre: „Hinfliegen, Logenplatz sausen lassen, in die deutsche Kurve gehen, mit Schal und Trikot.“

Denn: Wir sind bereit! Commentgemäßes Naschwerk ist eingekauft und das Deutschlandtrikot wird dann eben zum Anzug getragen. Und auch andere fiebern dem Moment entgegen,

„mein deutschlandtrikot hängt schon am schrank und wartet aufs rituelle übergestreiftwerden [… ]. ich krieg jetzt schon gänsehaut. dieser moment vor großen turnieren, wenn ich zum erstenmal das trikot anziehe, und die hoffnung noch groß ist… kerlekerlekerle..“ (ZAG, Hessisch-Lichtenau)

<+ + + + Update + + + +>

Langsam sinkt meine Laune, was die Hochzeit angeht. Eben erfahren, dass Clark Kent und Steve Urkel von Anfang an spielen. Urkel gegen Ronaldo, Clark Kent gegen den Allestreter Pepe von Real Madrid. Gott steh uns bei

Unser Mann vor Ort – damt Kalk würdig vertreten ist – Hirngabel twittert gerade über seine Anreise zum Spiel:

Verfolgenswert.

</+ + + + Update + + + +>

Der gestrige Spieltag:

Polen – Griechenland 1:1 (1:0)

Der Knallerauftakt! Polska Dortmund gegen Griechenland, das Exotischste, was eine EM zu bieten hat. Dem griechischen Team hätte man in Halbzeit 1 etwas mehr Feuer & Engagement gewünscht. Thünnwardt Tünnenson scheint jedoch froh zu sein, dass sich Geschichte in diesem Fall nicht wiederholt:

Griechenland hat 2004 zum Auftakt gegen Gastgeber Portugal gewonnen und dann im Finale nochmal. Ein absoluter Tiefpunkt in der Geschichte des schönen Fussballs.

Billige EURO-Witzchen im Kontext Griechenland spare ich mir auch an dieser Stelle. Ein Eröffnungsspiel, das nicht in die Geschichtsbücher eingehen wird: „Die Geschichte der Langeweile von 1960 bis 2012“. Nee, Spaß beiseite. Ich bin mir nicht sicher, ob die Polen in der ersten Halbzeit so stark waren oder die Griechen so schwach. Auf jeden Fall wird dieser Schiedsrichter mit seinem Kirmesplatzverweis schon mal nicht das Finale pfeifen. Ein munteres Eröffnungsspiel,  das seine Dramaturgie aus dem atemberaubenden Witzrot gegen Griechenland und dem Rot für den polnischen Torhüter bezog. „Wir werden bessere Spiele sehen, bei dieser Europameisterschaft.“ (Tom Bartels mit dem einzig überzeugenden Satz seiner Moderation). Nach dem Ausgleich war Polen offenbar tief geschockt und ließ die Griechen immer besser ins Spiel kommen. Redlich, schädliches Unentschieden. Oder wie man so sagt.

Und: Was macht Tom Bartels eigentlich hauptberuflich?

Russland – Tschechien 4:1 (2:0)

Dass ich mal so auf einer Linie mit Dick Advocaat, dem Rehhagel 2.0, liege, hätte ich auch nie gedacht! Nachdem er gestern so traumhaft schön formulierteEs geht nur um das Ergebnis, alles andere darf bei so einem wichtigen Turnier nicht interessieren„, bin ich sehr froh, daß auch berufenere Männer als ich auf schönen Fußball schei pfeifen.

Das Trikot der russischen Rentnerband hatte was von StudentenverbindungHaile Gebre Selassie, als erster farbiger Nationalspieler Cech-iens (2 Euro in die Humorverbrechenkasse), ist im Spiel sicherlich mehr als 10.000 Meter gelaufen und Kadlec hat in dem Match weniger aufs Maul bekommen als sonst auf den Ringen in Köln. Zu Beginn – in der ersten Viertelstunde – ein ziemlicher Graupenkick, die Tschechen stellten sehr gut zu. Doch dann konnte Russland seine starke Technik ausspielen. Sogar ein kleines Bengalo fand den Weg – aus dem russischen Block – auf den Rasen! Das wird den „Herren des Weltbildes“ nicht gefallen haben.

Nach dem 1:0 für Russland lange Zeit ein sehr einseitges Spiel. Folgerichtig fiel das 2:0, als der Mann mit dem Fahrradhelm sehr spät rauskam. Die Russen spielen ’n ganz attraktiven Fußball. Ich kann mir das gar nicht erklären… bei dem Trainer. Nach dem Anschlusstreffer der TschechenAnschluss wäre wohl politisch schwierig, so sensibel, wie alle im Moment unterwegs sind – wurde es noch eine sehr, sehr ansehnliche Begegnung für den neutralen Zuschauer. Die Alten Herren aus der Russischen Föderation machten dann aber souverän den Sack zu.

Die Erkenntnisse des Spiels: „Alte Männer können hinreißend Fußball spielen.“ (Reinhold Beckmann) Steffen Simon passte sich dem Niveau seines Moderatorkollegens Tom Bartels an. Wie Polen kann auch Tschechien keine Abwehr. Also sind wir mit diesem Defizit nicht so alleine.

Zitat des Abends: „Ich kann schon jetzt diese dusselige Blume nicht mehr sehen.“ (Anja Sauerwald)

Was sonst noch passierte / Presseschau:

Ein Interview mit Trainerlegende Hans Meyer: „Bundespräsident hätte mich schon gereizt.“

Die EM startet – Warum Gladbach ein Vorbild sein sollte: Endlich geht’s los!

Jerome Boateng war ungezogen, soll aber dennoch gegen Portugal beginnen.

Clark Kent Mario Gomez: „Ich bin weder Roboter noch Ratte.“ 

Tiere als EM-Orakel: Der Prognose-Zoo.

Fall Timoschenko: Empörungsmeister Deutschland

Irische EM-Fans: „Angela Merkel thinks we’re at work

Leserfeedback:

Mein Ex-Chef schickte mir als Reaktion auf das EM-Tagebuch folgendes Bild:

„Dattis mein Schöört… Jeder Hippie war Jünter-Fan…

EURO2012-Tagebuch (10)

[Vorrunde]

08.06.2012:

Polen – Griechenland (18:00 Uhr – Warschau – ARD)

Russland – Tschechien (20:45 Uhr – Breslau – ARD)

Endlich! Heute geht es los! Mit dem Alltime-Klassiker Polen gegen Griechenland. Das flirrende Warten hat ein Ende. Und morgen greifen wir in das sportlich stärkste und dichteste Turnier des Weltfußballs ein. Um es auf polnisch zu sagen:

Dzisiaj rozpoczyna się turniej Euro 2012, Mistrzostwa Europy w piłce nożnej, którego Mistrzem będą po raz kolejny Niemcy i 16-letni okres bólu i cierpienia wreszcie zostanie zakończony.

So sieht es doch mal aus!

Was ist eigentich mit den ganzen Girlandies & „Ich-interessiere-mich-nicht-so-für-Fußball-EM-und-WM-guck-ich-aber!„-Menschen los? In Kalk ist es immer noch erstaunlich unbeflaggt. Vereinzelte Fahnen, ein paar Autoflaggen, aber – bisher – keinesfalls so bunt wie 2008 und 2010. Hat sich das überlebt? Hier im Veedel hätte ich, durch die Nichtteilnahme der Türkei, neben bundesdeutschen Fahnen doch die ein oder andere italienische Flagge erwartet. Pennt das Eventfantum?

Nur diese Fahne hat seit der WM 2010 tapfer durchgehalten. Smilie.

Auf der null konnte man gestern Fragen zum „Facebook-Interview“ mit Toni Kroos stellen. Ich schrieb:

Verfolgt es Dich immer noch, das Du die Riesenchance, den Dropkick im Halbfinale 2010, nicht eingenetzt hast?“ Mich verfolgt es immer noch.

Fußball: Gestern – heute – morgen. Immer weiter, immer weiter. Dem ZAG hängt ja dieser Hoeness-Elfer immer noch schwer im Gemüt. Vielleicht sollte ich mir zum heutigen Eröffnungsspiel & um die schrecklichen Ereignisse von 1976 und 2010 zu vergessen, einfach ein paar leckere polnische Spezialitäten zubereiten? Apropos Spezialitäten:

Hier geht es zum „EURO 2012 in Polen und der Ukraine“-Spezial von Stadionwelt.de

Zur Liste der relevanten Twitter-Kanäle von Spielern & Verbänden.

Die acht EM-Stadien im virtuellen Erkundungsgang.

Das EM-Tippspiel auf dem Personalmarketing-Blog & den Artikel zum Team-Tippspiel gibt es [hier].

Die Nationalmannschaft auf null und twitter.

*

Ein befreundeter Punkbassist & Onlinemensch analysierte den Abwehraspekt und unsere -schwäche wie folgt:

nachdem ich jetzt mal diverse vorbereitungskicks der anderen – auch unserer gruppengegner – untersucht habe: wir brauchen trotz kirmesabwehr keine angst zu haben. das zieht sich wie ein roter faden durch alle nationen, diese kirmesgeschichte. wir werden gruppensieger vor holland. punkt. ronaldo wird letzter und weinen. schade um die tapferen und gut mitspielenden dänen, aber der [die] holländer ist inzwischen zu deutsch, um sich von underdogs schlagen zu lassen.

Das ist eine Prognose, der ich mich mit Verve anschließe. Wenn da nur nicht die Vorrunden 2000 und 2004 gewesen wären… Aber das war noch vor der „Neuen Spielfreude“.

Auch Sportsfreund Podolski scheint entschlossen und wurde gestern in der BILD mit folgenden Worten – mit Blick auf den Samstag – zitiert:

BILD: Macht Ihnen Ronaldo keine Angst?

Podolski: „Er gehört zu den Besten der Welt, ihn müssen wir ausschalten. Aber das haben wir in den letzten Spielen gegen Portugal geschafft. Und das klappt auch am Samstag wieder.“

Na also, das ist doch die Sprache, die ich hören möchte & verstehe. Wenn das Auftaktspiel klappt, kann das ein höchst erfreuliches Turnier werden. Franz Josef Wagner teilt meine Bedenken, was „schönen Fußball angeht„, er stellt wie immer die richtige Frage: „Können nette Jungs Europameister werden?

Meine Meinung: Ja, können sie, sie dürfen nur nicht die Hose vollhaben wie im Halbfinale 2010 und Finale 2008. Und sie müssen auch nicht den schönsten Fußball spielen, denn „Leicht, tänzerisch, freudvoll wurden wir Dritter. Sie sollen erfolgreich sein! Und immer ein Tor mehr als die anderen schießen. Das reicht völlig aus.

*

Was sonst noch passierte / Presseschau:

Wayne Rooney, der Mann mit dem Frank-Sinatra-Gedenk-Toupet wird mit den Worten „We’re good enough to reach the Final“ in Verbindung gebracht. Hier zeigt sich ein eklatanter gap zwischen Fremd- und Selbstwahnehmung.

Steve Urkel Jérôme Boateng hat vom Bundestrainer dolle Schimpfe bekommen.

Die Niederländer wurden beim ersten öffentlichen Training von einem Teil der Zuschauer nicht so freundlich empfangen wie das deutschen Team. Bondscoach Bert van Marwijk: „Nun wissen wir immerhin, was uns erwartet. Tolle Stimmung.

EURO2012-Tagebuch (9)

[Vor der Vorrunde]

07.06.2012:

Noch einmal schlafenund dann geht es endlich los.

Hmmmh, ob sich Jogi schon ärgert, Jantschke nicht ausprobiert zu haben? Die Wahl zwischen Boateng und Schmelzer ist nicht wirklich angenehm, vor allem weil der Dortmunder bei der Nationalmannschaft noch stärker schwächelt als seine Kollegen. Bei den Innenverteidigern könnte ich mir auch Mertesacker/Hummels vorstellen. Auch wenn Löw eben treu ist, und das meist zu Recht, weiß ich nicht, wo Badstuber sich dermaßen bei ihm verdient gemacht hat. Gutes Paßspiel und Eröffnung, ja, aber das hat Hummels alles dreifach. Nur bisher weniger Fortune als bei Dortmund. Aber das mag auch am diametral entgegengesetzten Spielsystem Klopp-Löw liegen.

Vorne macht das Spielen natürlich mehr Spaß. Ich würde gerne sehen, wenn man „Ötzi und Götzi“ kombinieren könnte. Ziemlich genial müsste die Kombi „Reus-Özil-Götze / Klose sein, noch lieber würde ich mal „Müller-Özil-Götze / Reus“ sehen.

Und dann die Lobhudeleien der internationalen Presse einheimsen.

Es bleibt dabei: Mit unserer „Abwehr“ – im abwehrfreien Raum – müssen wir es wahrscheinlich wie Borussia Mönchengladbach in den frühen Siebzigern versuchen: Ein 6:4 statt eines 1:0 – also alles völlig „undeutsch“. Aber dann ist es halt so.

Und bei Klose kann man nur ausrufen: „Machet, Alter!“ Oder wie er gestern in der Printausgabe des KStA [mittlerweile nicht mehr online] zitiert wurde:

„Noch tragen mich meine Beine, deswegen schleppe ich meinen Kadaver noch ein bisschen durch.“ (Miroslav Klose)

Ich hoffe sehr, der alte Mann schleppt sich bis nach Kiew am 01.07.2012… obwohl am Samstag – laut sueddeutsche.de – erst einmal die lange Hand Michel Platinis zugreift: „Franzose Lannoy pfeift deutsches Auftaktspiel„.

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HIER geht es zum EM-Spezial von Spiegel online.

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Auch im wunderschönen Köln hat sich die Werbewirtschaft auf die EM eingegroovt. Und wenn es dann noch eine so gelungene Wort-Bild-Botschaft ist – ja, dann kann ja nichts mehr schief gehen.

Oder?

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Was sonst noch passierte / Presseschau:

Die „Generation Star Wars“ hält inne:

„Ein kleiner Kulturschock ereilt uns auch, wenn wir uns klarmachen, was in den letzten Jahrzehnten alles verschwunden ist, das uns früher ganz selbstverständlich im Alltag umgeben hat: Videokassetten, Disketten, das Surren des Wählscheibentelefons, wenn sich der behäbige Lochkreis nach jeder Zahl gemächlich an seinen Ausgangspunkt zurückbegab.“ (Quelle)

So wird es also dereinst sein, wenn wir in zehn Jahren über „Sitzplätze“, „südländische Atmosphäre im Fußballstadion“, und „Vollbier“ hinter der Kurve sprechen….

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Das Thema „Menschrechte in der Ukraine“ und die politischen Implikationen scheint immer noch brennend heiß zu sein, auch Franz Josef Wagner nimmt sich des Themas an. Er gießt Sätze aus Granit, es manifestiert sich in einem Wort. Nicht: „Wie heißt denn Dein Ball?“, wie in „Das Leben der Anderen“, sondern die Parole lautet:

FREIHEITSBALL!!!!

Aber lassen wir den Meister  doch einfach selbst zu Wort kommen:

[…] wie laut dürfen wir über Tore in der Ukraine jubeln angesichts Ihrer Situation? Die Fenster Ihres Krankenzimmers sind mit Folien zugeklebt, das Tageslicht wird Ihnen verweigert.

Wie soll man sich als Fan im Stadion verhalten? Oder als Fan vor dem TV? Wie kann man Fußball spielen in einem Land ohne Menschenrechte?

Ich denke, man kann es, man muss es. Denn Fußball ist toll.

Fußball ist Freiheit. Kein Diktator kann Tore befehlen. Keine Polizei kann Jubel verhindern.

Es ist dieser Ball, der Brennpunkt unserer Augen, der Freiheitsball.

Verhaftet nicht den Freiheitsball!

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Gestern hat Mutti Frau Dr. Angela Merkel der Nationalmannschaft einen Besuch abgestattet. Sie meint es eben auch erst. Denn sie möchte in die Bredouille kommen, überlegen zu müssen, ob sie am 01.07.2012 nach Kiew reist. Und ein paar aufmunternde Worte gab es für Jogis Löwen:

Ich habe bei meinem Besuch einen wunderbaren Mannschaftsgeist und viel Zusammenhalt unter den Spielern gespürt“, sagt sie. „Jetzt wünsche ich dem Team – wie viele Millionen Menschen in Deutschland – Erfolg und das notwendige Quäntchen Glück.

Mutti bei der Mannschaft – das muß sie doch motivieren. Es geht immer um alles!

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EURO2012-Tagebuch (8)

[Vor der Vorrunde]

06.06.2012:

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Auch der Inhaber des EM-Studios Kalk ist schon ganz elektrisiert:

„(…) nur noch zwei mal schlafen, unfassbar… mein Sonderkicker ist jetzt schon total verlesen, also durchgelesen, also speckig oder so. Bin sehr gespannt, wie Polen ins Turnier kommt und ob es nach Rehakles immer noch Griechen gibt, die nicht auf das gegnerische Tor schießen wollen.“

Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt!

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In 2 Tagen geht’s also los, mit dem Fußballklassiker Polen – Griechenland. Aber man kann wohl jedes Spiel hochjazzen, wenn ich so sehe, wie die Chinesen die Europameisterschaft bewerben. Mit baldigem Turnierbeginn kommen auch die Einschläge der Defaitisten näher & näher, ich zitiere:

EM-Prognosen: Schon wieder Spanien. Mit wissenschaftlichen Modellen sagen Forscher den Ausgang der Fußball-EM voraus: Spanien wird wieder Europameister. Deutschland bleibt nur Platz zwei. „Spanien wird Europameister. Im Finale von Kiew geht es wie bereits 2008 gegen Deutschland, womit Jogi Löws Elf wieder nur der zweite Platz bleibt.“

Meine Antwort: Wissenschaftliche Modelle & Spielsysteme, mein Gesäß! Der amtierende Europameister muß auch erst mal seine Vorrunde überstehen. Denn wie schon der große, alte Mann des Deutschen Fußballs sagte:

„Modern spielt, wer gewinnt.“

Hier also mein Blick auf die Vorrundengruppen, meinungsstark und nicht immer todernst gemeint:

Gruppe A: Polen, Griechenland, Rußland, Tschechien

Polen und Russland kommen weiter, Griechenland trampt nach Hause. Das scheint mir die wirkliche Killergruppe der EM zu sein. Für den Zuschauer. Spiele mit einer Wirkung wie der Stich einer Tsetse-Fliege. Chrzzzzzzzzz, chrzzzzzzzzz!

Gruppe B: Deutschland, Niederlande, Dänemark, Portugal

Eine nicht ganz so leichte Gruppe, jedoch eine exzellente Vorbereitung auf die K.O.-Runde. Meine Haltung als Filmzitat, ZAG-induziert: Das muss das Boot abkönnen.

Gruppe C: Spanien, Italien, Irland, Kroatien

Die mir mit Abstand unsympathischste Gruppe. Nur „Fußballverbrecher“ und Irland. Schade für Spanien und Irland, aber für beide ist nach der Vorrunde Schluß. Italien & Kroatien weiter. Und ich bleibe ein verbitterter alter Mann, was einige Fußballverbände angeht. Aber dann ist es halt so: Vergeben vielleicht – vergessen niemals!

Gruppe D: Frankreich, England, Ukraine, Schweden

Frankreich (mein Geheimfavorit – diesmal mit kleinem Supportertross) und Schweden weiter, Drittweltfußballengland weint wieder rum. Da können auch die bizarrsten Dystopien nicht helfen. Die Ukraine verkauft ihr Letzter werden als Akt des politischen Widerstandes. Die Ukraine hat aber immer noch einen bei mir gut: Sie waren 2006 beim langweiligsten Live-Fußballspiel beteiligt, das ich je mit eigenen Augen sah. Der nächste bitte.

Ich habe das Turnier mal mit dem Tabellenrechner von kicker online  durchgespielt und komme zu folgendem – obige Ausführungen unterstreichendem – Ergebnis… wobei in Gruppe C einiges anders laufen kann… man weiß ja noch nicht, wie sehr Michel Platini Einfluß nimmt:

Hmmmh. Ich muß heute Abend noch mal einen Waldspaziergang antreten. Zum Freejazz-Pfeifen vor Fronleichnam.

Ich bin ja mal sehr gespannt, wie unser Auswärtsmob vor Ort aussieht: Eher Neckermänner oder Ernstmeiner? Ab Samstag wissen wir alle mehr. Wobei: Nach meinem persönlichen Eindruck sind die Neckermänner  auch nicht in der Lage, die vom DFB und DFL zugewiesene Rolle

als Stimmungsmacher im Stadion, als lautstarke Gesangskulisse, als Produzenten des Background-Sounds.

zu erfüllen. Denn:

All das Schmutzige, was damit zusammenhängt, soll aber möglichst verschwinden. Das Eine ist ohne das Andere aber nicht zu bekommen.

Wir werden sehen, wie die Versitzplatzung nach dem Turnier weitergeht….

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Auf dem Weg ins Büro nahm ich im Vorbeigehen am Boulevardzeitungsautomat Jogis neue EM-Regeln zur Kenntnis. Meine Interpretation dieser Regeln: 1. Verboten! 2. Verboten! 3. Verboten! 4. Sieg! Wobei die Punkte 1 bis 3 ausdrücklich nur für die Nationalspieler gelten. Hoffe ich.

Gestern kam das Päckchen an.

Wir „können“ vielleicht nicht Hauptstadtflughafen – aber dafür Trikotversand (schnell). Es war wie Weihnachten. Oder Westpakete mit Bohnenkaffee. Ich packte es mit zitternden Händen aus & das Trikot Gottes war darin:

012: EIN NEUES KAPITEL WARTET DARAUF GESCHRIEBEN ZU WERDEN!

 „2012: EIN NEUES KAPITEL WARTET DARAUF GESCHRIEBEN ZU WERDEN!“

Ich glaube, seit dem hellblauen Datsun-Trikot – 1980? – hat kein anderes Auswärts-Trikot mehr solche Gefühle in mir ausgelöst…

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EURO2012-Tagebuch (7)

[Vor der Vorrunde]

05.06.2012:

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Gestern Nachmittag ist unsere herrliche Nationalmannschaft also in der wunderschönen Hansestadt Danzig gelandet und hatte etwa 10.000 Zuschauer beim ersten öffentlichen Training. Poldi feierte seinen 27. Geburtstag und auch Schweinsteiger konnte mittrainieren. Gottseidank. Er darf keinesfalls zum Ballack 2.0 werden!

Hoffentlich ist dem Inhaber des EM-Studios Kalk bewusst, dass die UFEA klare Vorgaben für ein „Public Screening“ hat. Wobei ich als Personaler unter „Public Screening“ wohl so etwas wie die „öffentliche Sichtung von Bewerbungsunterlagen“ verstehe. Egal. Die UEFA jedoch verkauft mal wieder Selbstverständlichkeiten als Entgegenkommen, laut FAZ ist es „überhaupt eine beliebte Methode der Uefa, […] mit großzügiger Geste Rechte einzuräumen, die sich von selbst verstehen […]“:

So hat die Uefa sogar ein eigenes Reglement herausgegeben, in dem die Bedingungen für Public-Viewing-Veranstaltungen festgelegt werden, als wären ihre eigenen Statuten die Grundlage und nicht das jeweilige nationale Recht. „Alle Vorführungen von Spielen der UEFA EURO 2012 außerhalb von häuslichen Umgebungen (Ihrem Zuhause) werden als Public Screening eingestuft“, heißt es darin. „Sie sind verpflichtet, eine Public Screening Lizenz zu erwerben, um ein Public Screening zu veranstalten.“ Weil dieser Anspruch, zumindest in Deutschland, von keinem Recht gedeckt ist, verzichtet der Verband in der Praxis großzügig auf diese Lizenzpflicht – solange die Leinwanddiagonale kleiner als drei Meter ist, weniger als 150 Leute zuschauen und die Veranstaltung weder von Sponsoren noch von Eintrittsgeldern finanziert wird. [Quelle: „Die Herren des Weltbildes]

Memo to myself: Den Aufführer lückenlos infomieren, damit er von Michel Platini nicht nach Den Haag überstellt wird.

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Im bemerkenswerten Blogbeitrag „Blockwurst“ wird die richtige Frage aufgeworfen, ob die „DFB-Elf möglichst viele Spieler aus demselben Verein [benötigt], um geschlossen aufzutreten“. Dort findet sich eine gute Aufstellung über die Blockwurst Blockbildung der letzten vier Turniere. Mein Surrogat des Artikels ist: „Der Kaiser und die Blockwurst“ – ab sofort kenne ich nur noch Deu Nationalspieler!

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Bald ist es so weit. Das Ballfieber steigt. Ich werde nachher mal  den Europameistertitel von Deutschland vorberechnen. Der Tabellenrechner von kicker online macht’s möglich… Jeder Glaube benötigt ein Fundament. Oder? Oder!

Das wird ein wegweisendes Turnier. Nur weiß ich noch nicht genau, welcher Weg eingeschlagen wird.

Wichtig ist auch, dass nach dem Totalversagen des 2010er-Orakels „Paul“ (hmmmh, lecker, nur mit einem Hauch Zitrone und etwas Aioli) und dem Wegfall Heimgang von „Weini und Republik Balkonflucht von Reini einen neues Orakel gefunden wurde. Der Weltgeist war mal wieder in Höchstform: „Jetzt muss ein Schwanzlurch Jogi aufrichten!“

Ich zitiere:

Doch jetzt erhält der Bundestrainer einen neuen EM-Glücksbringer, der vielleicht bald in aller Munde ist: einen Axolotl. Dieser Schwanzlurch muss jetzt Jogi aufrichten! Er hat gleich vier Füße – eigentlich perfekt!

Glaube, Hoffnung, Wille. Und ein klarer 4:0-Sieg für den Weltgeist und den Boulevardschlagzeilendichter.

*

Ich persönlich glaubte bisher, dass das Turnier aus politischen Gründen nicht ganz einfach wird. Wobei mir da eher das Gastgeberland Ukraine vorschwebte. Dass aber Polen und Bierhoff und ein etwas unüberlegtes Wort von ihm einen solchen „Skandal“ auslösen, hätte ich mir nicht vorstellen können. Das mag aber auch an meiner manchmal – nur manchmal – etwas limitierten Vorstellungskraft liegen, vgl. auch „Italien als Europameister 2012„…

*

Zur Zeit ist noch erstaunlich wenig geflaggt in Kalk. Wenn ich da an die letzte EM denke, war das ein wenig anders. Aber man hat ja noch vier Tage Zeit, sich mit Girlandenmenschenmaterial einzudecken. Und – wenn es sein muss – auch mit Flaggen der USA. Ich glaube, da frage ich mal investigativ nach, warum das so ist. Naja, Kalk ist da ein wenig eigen, ich glaube, bei der letzten EM irgendwo auch eine Fahne Australiens entdeckt zu haben. Es mag aber auch daran liegen, dass der Erdkunde Geographieunterricht nicht besser wird.

Ich bin mal sehr gespannt, ob es rund um die Stadien friedlich bleiben wird. Ich hoffe es sehr. Derzeit wird man ja mit Spam-E-Mails zugeschüttet, in denen immer noch Tickets wie Sauerbier angeboten werden freundlicherweise auf noch verfügbare Restkarten hingewiesen.

Lieber Fußballfan,

Wir möchten Sie darüber informieren, dass das offizielle Ticketportal der UEFA EURO 2012™ wieder geöffnet ist. Die Adresse lautet: https://ticketing.uefa.com/euro2012/

Sie werden über das Portal auch noch Eintrittskarten für die UEFA EURO 2012™ kaufen können. Momentan sind noch für einige Spiele Eintrittskarten verfügbar. Diese werden auf dem Portal nach dem Prinzip „wer zuerst kommt mahlt zuerst“ verkauft. Bitte beachten Sie, dass diese Eintrittskarten nicht merh versandt werden. Alle Eintrittskarten müssen am Ticket Collection Point in der Nähe des Stadions vom Käufer abgeholt werden.

Wir freuen uns darauf, Sie bei der UEFA EURO 2012™ begrüßen zu dürfen!

Ihr Ticketing-Team der UEFA EURO 2012™

Ich bin ja mal sehr gespannt, ob man den Südafrika-Effekt in der Ukraine zu wiederholen vermag. Ansonsten gilt auch für mich: Wir sind entspannt, verdammt! Denn so eine Europameisterschaft ist eben das leistungsdichteste Fußballturnier der Welt:

Es gibt kein Einspielen bei dieser EM.

In dieser Vorrundengruppe mit dem Weltranglistenfünften Portugal, dem Weltranglistenvierten Niederlande und dem Weltranglistenzehnten Dänemark muss die Löw-Elf sofort alles abrufen. […]

Dann ist es halt so.

Und dann sind da wieder die Momente des tiefen Zweifels, die aus Hessisch-Lichtenau via E-Mail redlich genährt werden & ich denke mir, eigentlich können wir auch gleich zuhause bleiben. Wir haben keine Chance:

„Michel Platini sieht die erstaunten Blicke. Er grinst. „Ich hatte gerade Besuch aus Spanien“, sagt er.“

Ich darf abschließend das ZAG zitieren:

„Gegen ‚Besuch aus Spanien‘ kann man fußballerisch natürlich nicht anstinken.“

Wir werden sehen, welcher Zauber mächtiger ist. Denn vielleicht kann „das Trikot„, das gestern Abend auf den Weg gebracht wurde, ja die Platini-Hexerei bannen:

EURO2012-Tagebuch (6)

[Vor der Vorrunde]

04.06.2012: [Ruhetag*]

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*Wie man das als guter Friseur & Testspielmemme eben so tut.

EURO2012-Tagebuch (5)

[Vor der Vorrunde]

03.06.2012:

Diverse Zeitungen gesichtet und am Nachmittag die Frankurter Allgemeine Sonntagszeitung (Print!) intensiv auf- und durchgearbeitet:

„Das große Versprechen“. Es muss einfach hinhauen. Doch seit dem Champions-League-Finale habe ich die Befürchtung, dass wir gerade die „verlorene Generation“ sehen, sehr gute Fußballer, die leider keinen großen Titel holen. Werde diesen Gedanken einfach nicht mehr los.

*

Im ZAG zu Hessisch-Lichtenau bleibt die Küche heute kalt. Dort ist man in der Hochphase der EM-Vorbereitung:

„erstmal das kicker-sonderheft zerlegt, der tv-fahrplan hängt am rechner, spielplan & tabellen am schrank, am wochenende wird das heft durchgearbeitet ([…], damit ich zum auftakt nexten samstag renne, brenne, durstig bin).“

*

Gestern, am frühen Abend, an der Käsetheke im EDEKA unserer Köpfe, ein Dialog über das großartige grüne Auswärtstrikot, der meiner Meinung nach beste Merchandisingartikel seit Menschengedenken:

„Das einzige Fußballbekleidungsstück, das ich zum diesjährigen Turnier erworben habe, ist dieses hervorragende Produkt, das sie leider nur noch in der Größe meines weiblichen Patenkindes hatten.“

„Aber das ist ja ein Jungenschlafanzug!“

„Das ist so´n Sommerschlafanzug, und dass der im Jungssortiment steht, ist mir scheißegal, wir wollen hier ja keine geschlechtsspezifischen Rollenklischees zementieren. Wenn die Lütte größer wird, kann sie noch so viel rosa tragen wie sie will, jetzt jedenfalls ist Europameisterschaft und da wird schwarz-und-weiß mit Deutschlandfahne getragen, und damit basta.“

Klare Männer, klare Gedanken.

Es gibt sie noch, die guten Paten. Am Ende kommt noch jemand auf die Idee, bei der EM so etwas zu verschenken… und was wünscht man sich sonst noch für die Zeit des Turniers, das in 5 Tagen endlich, endlich, ENDLICH beginnt? Na… 

Ein bisschen Frieden, ein bisschen Träumen
und dass die Menschen nicht so oft weinen.
Ein bisschen Frieden, ein bisschen Liebe,
dass ich die Hoffnung nie mehr verlier‘.

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Was passierte sonst noch so? Sie wollen den Fußball gentrifizieren. Den Artikel „Bei Abendspielen haben Fans Zeit, sich zu betrinken„, fasste das ZAG wie immer treffend UND pointiert zusammen, O-Ton:

[…] es geht ums große ganze. darum, daß sie das wesen des fußballs, das wesen des fußballfanseins, verändern wollen, verspießern wollen, gentrifizieren wollen. auf daß sehr bald schon eine generation von fußballfans aufwachse, der stehplätze, rauchen im stadion und alk im zug so fremd sind wie telefone mit wählscheiben oder gladbach als deutcher fußballmeister.

Nach dem Turnier geht die Hoffenheimisierung Gentrifizierung und Versitzplatzung der Profil-Ligen in Deutschland also ungehindert weiter…