Heute vor genau 15 Jahren war der Praktikant das erste und einzige Mal auf einer Sonnenbank!

Die Idee dahinter war – grob gesagt – dass ich vor dem Lanzarote-Aufenthalt 2007 eine gewisse „Sonnengewöhnung“ herbeiführen wollte.

Denn nachdem ich feststellte, dass ich käseweiß war (kein Sonnenbad seit August 2002), kontemplierte ich den Besuch eines, ähem, nun ja, wie soll ich mich ausdrücken, eben eines – Gänsefüßchen oben Sonnenstudios – Gänsefüßchen unten, den kleinen Finger unglaublich irre guckend an den Mund legend….. um mir zumindest eine gewisse Grundfarbe zu holen, auf das man mich nicht mehr für eine schwindsüchtige Romanfigur aus dem „Zauberberg“ hielt.

Doch es war wie immer beim ersten Mal: Ich war unsicher und forderte Frau Feynschliff auf, eben Ihren Job zu tun und mich dort hin zu begleiten. Ich stellte viele Fragen, ich sagte „Lass‘ uns erst einmal dran vorbei gehen und mal von außen reingucken“ und hätte mich beim geplanten Besuch eines Pornokinos kaum unwohler gefühlt.

Vorher holte ich mir Grundinstruktionen, auch wie ich dort aufzutreten und mit dem Personal zu verkehren habe, ließ mir sagen, welche Sonnenbank man so nimmt („Nimm die 2, 20 Minuten, 5,99 Euro„) und dann, ja dann stolperte Parzival in ein neues Abenteuer. Dieses Mal: Ein AYK-Solarium auf der Kalker Hauptstraße.

Ich gehe rein, gucke & fühle mich wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, jedoch tapfer und mit trotziger, finaler Entschlusskraft – wer jemals auf Mensur stand, kann ja wohl auch auf die Sonnenbank – sage ich:

„Einmal die Kabine zwei bitte, 20 Minuten.“

„Haben Sie eine Kundenkarte?“

„Ich bitte Sie, meine Dame!“

„O.K., die ist frei, 5,99 EURO bitte.“

„Hier, danke.“

Nachdem ich die vorher sorgsam abgezählten sechs Euro auf die Theke legte, cruiste ich – eine wissende Miene aufsetzend – beschwingt in die Kabine.

Es war angenehm warm auf der Bank, nur der Kopfhörer hatte einen Wackelkontakt, ich schwitzte kaum, nach (gefühlten) zehn Minuten war mir langweilig, weil mir hibbelig wurde und ich mich nicht so bewegen konnte wie gewollt, und ich wälzte mich hin und her.

Hin und her.

Beim Kölsch danach, im Blauen König, offenbarte sich, dass ich wohl ein unglaubliches Sonnenstudio-Greenhorn bin. Ich berichtete von meinem „Sonnenbad“:

„Tja, und irgendwann war mir langweilig, und damit ich nicht nur von einer Seite bestrahlt werde, wollte ich mich umdrehen, aber da fiel mir ein, dass man von unten und oben bestrahlt wird.“

„Also ich finde es immer schwierig, sich auf der Sonnenbank umzudrehen, es ist so eng.“

„Wieso eng? Man hat doch unglaublich viel Platz!“

Viel Platz?? Das sind doch maximal zehn Zentimeter nach oben.“

„Wie, das Ding oben ist doch mindestens 50 Zentimeter entfernt.“

„Hast Du das obere Teil nicht runtergemacht?“

„Wie meinste‘ das, ‚runtergemacht‘?“

„Hast Du das obere Teil nicht runtergelassen?“

Nö, muss man das?

Hier vergehen dann etwa drei Minuten ungläubigen und hysterischen Lachens, ab und zu unterbrochen von der Versicherung, NICHT ausgelacht zu werden und einem Nippen am revitalisierenden SÜNNERKölsch.

„Für einen ganz, ganz kurzen Moment war ich schwer beeindruckt, dass Du’s geschafft hast, Dich umzudrehen.“

Tja, ich dachte halt, dass die modernen Sonnenfluter nicht mehr auf sargähnliche Nähe gebracht werden müssen. Ich sah dann ein paar Tage aus wie Batmans Two-Face: Links normal, rechts Sonnenbrand.

Und auf Lanzarote sah ich dann wieder aus wie Hans Castorp.

Oder Hans Kafka.

-ENDE-

[Originaltext auf Facebook hier. Ein paar Betrachtungen des Praktikantes zu Teneriffa – das ist auch so eine Insel & war fünf Jahre später – hier, da & dort.]

Diesen Beitrag teilen