EURO2012-Tagebuch (19)

[Vorrunde]

17.06.2012:

Portugal – Niederlande (20:45 Uhr – Charkiw – ARD)

Dänemark – Deutschland (20:45 Uhr – Lemberg – ARD)

Da ist auch nach 20 Jahren noch ’ne Rechnung offen. Zumindest in meiner Welt, als Dänemark unverdient und mit einem Foul- und einem Handspiel das Finale gewann. Die Printausgabe der BILD Köln schreibt am Freitag über Girlandentum in Köln und den Torjubel,  wirres, „wissenschaftliches“ Zeug:

„Dabei wird im Gehirn Dopamin ausgeschüttet, das sorgt für Freude, Genuss und Befriedigung. Spielszenen, wie das erste Gomez-Tor prägen sich durch Noradrenalin und Cortisol im Emotionszentrum ein.“

Das scheint mir zu positiv belegt. Bei mir haben sich Tore von Burruchaga 1986 und andere Unglücksfälle eingeprägt. Und ich nenne es nicht „Noradrenalin und Cortisol“ sondern KINDHEITSTRAUMA. Das gleiche gilt für das Foul und das Handspiel, das den beiden dänischen Treffern vor 20 Jahren vorausging. Auch diese sind ungesühnt. Heute haben wir also die Gelegenheit, mal den niederländischen Nachbarn zu helfen. Mit einem Sieg, wenn sie Ronaldos Racker zeitgleich mit zwei Toren Unterschied schlagen. Das Bizarre an Gruppe B: Wir können auch noch ausscheiden. Aber wie sagte schon ein Kindheitsidol von mir und derzeitiges Präsidiumsmitglied des 1. Fußballclub Köln vor zwei Tagen im sogenannten „Morgenmagazin“:

Deshalb erspare ich euch auch die Optionen und Möglichkeiten, wie wir trotz zweier Siege rausfliegen und die Niederlage Niederlande trotz nur eines Sieges weiterkäme und, und, und. Fakt ist: Alle Mannschaften in der Gruppe können noch weiterkommen, alle können noch ausscheiden. Die beste Voraussetzung hat unsere herrliche, junge Nationalmannschaft, die schon mit einem Unentschieden nicht mehr von Platz 1 zu verdrängen ist. Und dann – vor der EM-Quartier-Haustür – das Viertelfinale im schönen Danzig spielen kann. Genau deshalb interessieren mich alle anderen Optionen einfach nicht. Deutschland ist nicht Russland. Und Portugal ist Griechenland – wenn überhaupt – nur unter finanziellen Aspekten.

So beruhigend es für mich (und viele Millionen andere) gewesen wäre, hätte Mats Hummels seinen Ausflug in den niederländischen Strafraum Mitte der Woche mit dem 3:0 abgeschlossen, so sinnhaft ist es für den weiteren Verlauf des Turniers, dass dies mißlang. Dann wäre er endgültig überzeugt, er könne über Wasser gehen und es wäre ein Mangel an Demut, der sich in unsere Abwehrreihen breit machen könnte…

Doch es gibt Visionäre, die das alles schon voraussahen:

Hermann Gerland, der Talentschmied des FC Bayern, hat schon vor einigen Jahren gesagt, dass seine beiden Schützlinge aus der Jugend, Holger Badstuber und Mats Hummels, irgendwann das Innenverteidiger-Duo der Nationalmannschaft bilden würden. „Damals bin ich ausgelacht worden„, sagte Gerland. Seit Samstag lacht keiner mehr. Vor allem nicht Per Mertesacker.

Einige, die jetzt noch lachen, werden bald… aber lassen wir das. Heute sollte man den dritten Schritt von derer sechs machen. Auf das wir erfreuliche, von mir aus auch von der UEFA gefilterte Bilder am späten Abend des 01.07.2012 sehen.

 Aus „Holland“ wird an diesem Spieltag Hoffland:

„Jetzt muss ich etwas machen, was ich in meinem Leben noch nie gemacht habe: Deutschland die Daumen drücken.“ (Khalid Boulahrouz)

… heute Abend gegen 22.40 Uhr…

Der gestrige Spieltag:

Tschechien – Polen 1:0 (0:0)

Der erste Co-Gastgeber ist rausgeflogen. Durch den Sieg ist Tschechien Gruppenerster – nicht schlecht für ein Team, das mit einer 4:1-Klatsche ins Turnier startet. Nun ist Polen doch verloren. Drama, Baby!

Griechenland – Russland 1:0 (1:0)

Der Geist der Lehre von Otto Rehhagel wabert noch immer durch die griechischen Köpfe. Und sie schlagen die – von mir ohnehin als überschätzt angesehenen – Russen und werfen sie aus dem Turnier. Fußball kann einfach sein. Im Viertelfinale ist für sie aber Schluss. Egal gegen wen – zu 95 Prozent aber gegen uns.  Denn gegen diese Knallerverteidigung werden wir Miro Klose bringen. Dann gilt es: Mutti für die ganzen Schmähungen rächen!

Was sonst noch passierte / Presseschau:

Drama für Gastgeber Polen – Vorrunden-Aus bei EM.

Polen nach dem EM-Aus: „Es ist einfach so traurig“.

Griechenland beschwört das Euro-Wunder.

Russlands EM-Aus: „Es ist eine Schande“.

Jogi, noch viermal tanzen bis zum Titel!

DFB-Team gegen Dänemark: Bahn frei für die Reserve.

Fragen und Antworten zu Deutschland vs. Dänemark: Die Angst spielt mit.

Mesut Özil: „Deutschland ist jetzt wie Real Madrid„.

Kroos kritisiert Mitspieler und stichelt gegen Löw.

100. Länderspiel für Podolski: Der Abtaucher.

Super deutsch!

Wie Deutsche in Namibia die EM verfolgen.

Die EM im Fernsehen: Die Regie spielt falsch!

Ein Trauerspiel. Das Propaganda-Fernsehen der Uefa.

Ronaldo – Beleidigte Leberwurst statt Superstar.

Niederlande vor EM-Aus: Die Diven sollen Oranje retten.

„Sie können ruhig deutsch mit mir reden, ich bin Österreicher“.

Die schönsten Frisuren dieser EM!

Zitate des gestrigen Spieltags:

[offtopic; Kategorie Metafußball]

Wahnsinn. Du könntest der erste Schmuckeremit mit Twitteraccount werden. Wie schade, dass wir keinen englischen Landschaftsgarten besitzen. Ich würde Dir sofort ein Angebot machen. (Thünnwardt Tünnenson)

Erkenntnisse:

Früher wurde nicht so viel von „Schnittstellen“ in der Abwehr gesprochen. Wie hieß das denn dereinst? „Raum zwischen den beiden Innenverteidigern„?

Leserresonanz:

Fehlanzeige.

Modeverbrechen:

Ein T-Shirt aus Kunstrasen. Das ist Endzeit!

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2 Comments

  1. […] Polen und Russland kommen weiter, Griechenland trampt nach Hause. Das scheint mir die wirkliche Killergruppe der EM zu sein. Für den Zuschauer. Spiele mit einer Wirkung wie der Stich einer Tsetse-Fliege. Chrzzzzzzzzz, chrzzzzzzzzz! […]

  2. Ein Bewunderer aus dem Fernen Osten sagt:

    Schnittstellen ueberschneiden sich, waehrend der Raum zwischen beiden Innenverteidigern leer ist 😉