EURO2012-Tagebuch (24)

[Viertelfinale]

22.06.2012:

Deutschland – Griechenland (20:45 Uhr – Danzig – ZDF)

Durchatmen. Und die leichte Angst vor heute Abend. Spiegel online wollte mir Anfang der Woche Mut machen:

Löws Team hat in der Vorrunde überzeugt. Es hat nicht überragt. Gerade in der Offensive sind Wünsche offen geblieben, die Spiele wurden knapp gewonnen. Glanz war selten. Aber das spricht eher für die Mannschaft als gegen sie. Es spricht dafür, dass hier ein gereiftes, erwachsenes Team am Werk ist. Wissend um die Schwere der Aufgabe, wissend auch, das man nicht alle Kräfte in einer Hurra-Vorrunde vergeuden darf. Jetzt kommen die K.o.-Spiele, jetzt gilt es. (…)

Neun Punkte aus drei Partien – das ist keiner anderen Mannschaft gelungen. Das können selbst die Spanier nicht mehr schaffen.

Das war gestern. Jetzt gilt es. K.O.-Begegnungen. Gegen Chelsea 2.0 3.1. So ist es ja auch – das alles -die drei Siege- zählt heute gegen die menschliche Wand aus Griechenland nicht mehr. Keinen Deut. Beseelt vom Geist des großen Otto Rehhagels werden sie heute mit Sturm-Manndecker, Angriffsverteidiger und Offensiv-Libero spielen. Und mit doppelter Manndeckung für Özil, hallenhandballesk Beton anrühren und mit dem Modell Chelsea zum Erfolg kommen wollen.

Wir brauchen Geduld gegen Hellas London. Männer mit Ideen. Kein Tiki-Taka. Und einen festen Glauben.

Sturm, Drang & Aufklärung ballert die Altphilosophen diesmal aus dem Turnier!

Der gestrige Spieltag:

Tschechien – Portugal 0:0 (0:0)

Bei der Aufwärmübung der Schiedsrichter wusste der Reporter des Spiels mit einer launigen Bemerkung zu gefallen: „Ein Niederländer ist also doch im Viertelfinale!“ Regen in Warschau: Das Geläuf sah schon zu Beginn aus wie nach einer Fußballabstiegskampfsaison der Borussia aus Mönchengladbach.

UEFA-Kameraschwenk durch das Rund, man fing ein selbst gemaltes Plakat am Rande ein: „Ronaldo, here I am„. Hach, herrlich, so verliebte elfjährige Jungs. Der Raketen-Countdown zu Beginn: Gentrifizierter Tennis-Mumpitz!

Tschechien zu Beginn nach vorne erfrischend offensiv und ernst meinend, die Portugiesen aufmerksam, aber zu Beginn zu sehr auf C-3PO fokussiert. Eine unterhaltungsarme erste Halbzeit. Obschon der Schmierlapp‘ zwei gute Szenen hatte, von der eine am tschechischen Pfosten landete.

Nach dem Wiederanpfiff kamen die Portugiesen mit viel Elan aus der Kabine, hatten zwei gute Möglichkeiten und waren hernach drückend überlegen. Die Tschechen stellten den Spielbetrieb faktisch ein und in der 79. Minute musste Ronaldos Frisur empfindlich leiden.

Pomade verdient im Halbfinale, weil von Robotnik in der zweiten Hälfte nichts mehr kam.

Und der iberophile Thünnwardt Tünnenson kennt ja gar keine Scham mehr und stellt zu dem „Renner-Ohne-Nüsse-Aber-Lustigem-Druiden-Outfit“ vor der Geschichte fest:

[C-3PO, HS] hat sein Land im Alleingang zwei Runden weitergebracht. Ich finde [C-3PO, HS]-Bashing langweilig und uncool, was für Girlandenmenschen. Der spielt seit 10 Jahren Profifussball, hat sich mit 18 in der Premier League durchgesetzt, vorher bei Sporting Lissabon hat der in einem Jahr U16, U17, Reserve und Profimannschaft gespielt. Klar haben seine Posen was lächerliches, aber trotzdem hat er Substanz. Vielleicht braucht er diesen ganzen Übersteigerkram ja, damit ihm nicht langweilig wird, was weiss ich. Auf jeden Fall ist mit denen ab sofort zu rechnen. Schließlich ist Portugal schon da, wo wir heute abend erstmal hinkommen müssen. [Das ist zur] Veröffentlichung freigegeben.

Uff, beinharter Tobak. Da denkt man, seine Freunde zu kennen – und dann diese Enttäuschung! Ronaldo steht für alles, was falsch am modernen Fußball ist. Aber so sind halt Menschen, die sich für „schönen Fußball“ interessieren. Ich interessiere mich heute Abend nur für ERFOLGREICHEN. Wenn der dann noch schön ist, dann ist es halt so. Vor allem das Erreichen des Halbfinales ist „schön“.

Warum Deutschland Europameister wird.

Studentische Fußball-Analyse:  Jogi, wir rechnen dir die Griechen aus.

Wir siegen mit der Chelsea-Taktik“.

Fußball wird zum Hoffnungsschimmer für Griechen.

Löw warnt vor Griechenlands Überlebenskünstlern.

So bricht Jogi den Griechen-Beton.

[Martialisch & boulevardesk:] Löw fordert Killer-Instinkt von seinen Spielern.

Griechen-Zottel: Georgios Samaras liebt Schuhcreme in den Haaren.

Gelb für Nietzsche.

Kommentatoren-Voting: Gelbe Karte für Bela Rethy.

Dank Löw – Frauen sind mehr als hübsches Beiwerk.

Kahn im Interview: Mehr Mut, Jogi!

Friedrich nennt Hetze gegen Özil „widerwärtig“.

Toni Kroos bleibt in Mecker-Laune.

Neuer selbstbewusst: „Ich brauche keinen Zettel im Stutzen“.

Deutschland braucht kein Tiki-Taka!

Team-Check vor dem Viertelfinale: Deutschland holt den Titel.

Besser Merkel als Khedira auf der Tribüne.

Franz Josef Wagner schreibt an Angela Merkel.

[Meta-Fußball] „Merkel ist die größte Bedrohung für die Welt„.

Das britische Magazin „NewStatesman“ zeigt die Kanzlerin als Terminator und beschreibt sie als gefährlichsten Staatslenker Europas. Tenor: Die Kanzlerin schaut tatenlos zu, wie Athen brennt.

Zitate des gestrigen Spieltags:

„Den Mann mit dem gepflegten Haupthaar müssen wir ihnen nicht vorstellen, der teuerste Zweibeiner der Welt, 94 Millionen: Ronaldo.“ (Oliver Schmidt)

Erkenntnisse:

Ich darf davon ausgehen, dass  Béla Réthy gestern in Köln war, denn es zog ein Riesenunwetter auf und der Junge zieht die ja bekanntermassen an…

Leserresonanz:

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Das heutige Erscheinen von Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel wird vom Ronaldoliebchen geschätzten Thünn Tünnenson wie folgt kommentiert:

Mutti hat angeordnet, dass sie in Rom 2 Stunden eher anfangen, damit sie noch zum Fuppes kann. Das könnte auch von einem Bundekanzler Schomberg kommen. Wagi jedenfalls mit bizarrer Liebeserklärung.

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2 Comments

  1. […] Freitag wirft seine Schatten voraus. Das Viertelfinale löst im engsten Kreise dieses Blogs, im Inner Circle, „Bäuchleingrimmen“ aus. Während ich […]

  2. EURO 2012, Tag 15 sagt:

    […] gegen Griechenland. Viertelfinale. “Wir brauchen Geduld gegen Hellas London. Männer mit Ideen. Kein Tiki-Taka. Und einen festen … Ja, so ist es. Und vor allem brauchen wir Tore. Wer soll die schießen? Gommi? Miri? Schweini? […]