EURO2012-Tagebuch (26)

[Viertelfinale]

24.06.2012:

England – Italien (20:45 Uhr – Kiew – ARD)

Herzlichen Glückwunsch Italien zum Halbfinaleinzug!

Der gestrige Spieltag:

Spanien – Frankreich 2:0 (1:0)

Tiki-Taka-Roboter schlagen das ideenlose Frankreich. Oder um es mit den überarbeiteten Worten vom ZAG zu halten:

Seid dem jungen Hochzeitspaar dafür dankbar, das schlimmste Fußballspiel aller Zeiten verpaßt zu haben. Die Franzosen komplett ohne [Ideen, HS], und die Spanier haben endlich die Maske fallen lassen und gezeigt daß ihr Ziel ist, den Fußball zu zerstören. „Football lies on its deathbed„, wie der Guardian zur Performance der Spanier schrieb. Das war dermaßen eine langweilige [Veranstaltung, HS], unfaßbar, und hatte mit der Idee des Fußballspiels nicht mehr das Mindeste zu tun. […]

Von diesem Spiel habe ich außer dem Ergebnis nichts mitbekommen. Und das war auch gut so. Am Morgen nach dem großartigen 4:2-Sieg über Griechenland, mit einer komplett neuen Offensivabteilung und der schmerzhaften Erkenntnis, dass Marco Reus die Nationalmannschaft als Mönchengladbacher ins Finale schießen kann und als Dortmunder Europameister wird. 🙁

Gestern morgen, bevor es zur Hochzeit der Inhaber des EM-Studios Kalk ging, habe ich erst einmal angemessenes Backwerk zum Halbfinaleinzug besorgt. Das Spiel gegen Griechenland bescherte mir ein unvergessliches Erlebnis, neben 4 ganz starken Toren: Nach dem 1:1 und einem kurzen Anflug von Nichtglauben, trotz unserer Offensivkraft, stand ich auf dem Balkon und zweifelte. Und dann hörte ich Kalk:

Eine elektrisierte Stimmung, ein „Aaaah“, „Jaaaaaa?!“, „TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR!“. Durch DVB-T etwa zwei Sekunden früher als die Menschen im Wohnzimmer. Und  hier konnte ich dann live die Entstehung und Reaktion der Fußballfreunde auf das 2:1 durch Sami Khedeira studieren. Es war überwältigend…

Es ist komisch: Zum ersten Mal, seit ich acht Jahre alt bin, habe ich keine Angst vor dem möglichen Halbfinalgegner Italien und empfange Signale, dass wir sie diesmal schlagen können. Das erste Mal seit 1962, oder?

Warum Deutschland Europameister wird.

DFB-Team im EM-Halbfinale: Jetzt kommt ein Klassiker.

König Khedira.

Deutschland verliebt in Jogis Jungs: Reus: „Der Titel geht nur über uns“.

Pfiffe gegen Merkel, am Ende lachte die Kanzlerin.

Wenn Oliver Kahn sich selbst den Kiefer durchbeißt.

Pressestimmen zum Viertelfinale: „Das deutsche Biest war zu wild“.

Pressestimmen II: „Man muss die Deutschen fürchten“.

Schweinsteiger klagt über Schmerzen, Lahm warnt vor Italien.

Skandal-Kicker Balotelli: „Habe den Arsch nicht in Nutella“.

Taktikanalyse: Spanien – Frankreich 2 -0.

Zitate des gestrigen Spieltags:

[Meta-Fußball]: „Die Fahrradhelmisierung der Gesellschaft.“ (Thünnwardt Tünnenson)

Erkenntnisse:

5 Gründe, warum diese EM bislang so langweilig ist:

Schon klar, das ist nicht die Bundesliga, sondern eine Europameisterschaft. Da mischen sich Neckermänner mit Allesfahrern mit Faschingsclowns mit kamerageilen Ballermännern (und -frauen). Bei einer Weltmeisterschaft mag das noch seinen ganz eigenen Reiz haben (siehe Vielfalt), aber bei einer Europameisterschaft ist die Luft schnell raus. Allein die Tatsache, dass die Ordner Menschen in so genannten »Morphsuits« (siehe würg) ins Stadion lassen, statt sie des Landes zu verweisen, sollte nachdenklich stimmen.

Leserresonanz:

Fehlanzeige.

Diesen Beitrag teilen

One Comment

  1. […] also. Bei aller Zuversicht, die sich nicht aus Italiens Schwäche, sondern aus unserer Stärke speist, ein ganz haariges […]