Die 500. Folge von „Zimmer frei!“

„Ich hatte immer vor Rock-Musik gewarnt!“ (Dr. Götz Alsmann)

Nach anderthalb Jahren gelang es dem Praktikanten also endlich einmal, Zuschauerkarten für „Zimmer frei!“ zu erhalten. Nach 1992, als ich damals der Sendung „Schmidteinander“ beiwohnte, das zweite Mal, dass ich bei der Aufzeichnung einer Fernsehsendung dabei sein durfte… die 2000er-Sendung „Risiko“ zählt nicht, denn da war ich ja irgendwie auch Akteur.

Die Anreise zum WDR gestaltete sich erfreulich, bis kurz vor Bocklemünd konnte ich die Überraschung für Frau Feynschliff aufrecht erhalten und dann gab ich direkt alles zu… Und die Karten für „Zimmer frei!“ erfreuten auch meine Begleitung…. Sie hatte irgendwie eine Ahnung und wir großes, großes Glück, an die Karten gekommen zu sein, denn, wie es auf der Homepage so treffend heißt:

Auch mir ist klar: Mit diesem Verfahren schaffen wir keinen einzigen zusätzlichen Zuschauerplatz, und die Wahrscheinlichkeit, ZIMMER FREI vor Ort mitzuerleben, liegt nach wie vor auf Lotterie-Niveau.

Wir hatten also im Lotto gewonnen. wdr_bocklemuend_2_kleinUm 18.36 Uhr versammelten sich alle am WDR-Empfang. Ich hatte den Eindruck, dass die anderen Zuschauer mich meiner Frisur wegen intensiv musterten, aber das mag auch Einbildung gewesen sein. Ich kann ja nicht die ganze Zeit ein Schild um den Hals tragen: „Liebe Leute, diese Frisur habe ich seit 23 Jahren, ich kann nichts dafür, dass sie der  von Götz Alsmann so ähnelt“. Das „Carl muss Kommissar werden“ Din-A-4-Plakat für die Abstimmung dagegen hatte ich dabei.

Die Sanitäranlagen im Eingangsbereich des WDR stammen offensichtlich aus den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist verdammt warm, mittlerweile harren etwa 100 Personen der Abholung ihrer Karten. Und auch die GEZ ist mit einem „Büro für Teilnehmerberatung“ prominent vertreten. Schade, dass damit ein Schatten auf den Ausflug fällt. Aber wenigstens kenne ich jetzt endlich das Leitbild des Senders WDR:

„Wir machen Programme für alle – unabhängig, unverwechselbar und wertvoll“.

Justameng, als ich das Leitbild im Bild festhalten möchte, spricht mich eine Dame an, „Susanne“, die geistig scheinbar etwas „gehandicapt“ ist und schon alle Menschen im Wartebereich ansprach („Warum sind Sie hier? Wo kommen Sie her? Was wollen Sie hier?“). Sie spricht also auch mich an und da sie entwaffnend ehrlich ist, kommt sie sehr schnell auf meine Frisur zu sprechen. Ich erkläre ihr bezüglich meiner Frisur, dass ich die tragen müsse, weil ich der Neffe von Götz Alsmann sei. Dies will sie nicht glauben, zeigt mir ihr Bild von „Götzimausi“ (das sie einem Marienbildchen vergleichbar im Portemonnaie trägt), zückt ein ausgeschaltetes Funktelefon und simuliert ein Telefonat mit Herrn Dr. Alsmann, in welchem sie meine Angaben überprüft.

Nachdem sie mir erklärt, Götz Alsmann habe meine Angaben bestätigt, erkläre ich mich und gebe die Dehnung der Wahrheit zu: Als guter Katholik könne ich eben mit dieser Lüge nicht leben. Madame ist irritiert und wendet sich rasch der investigativen Befragung weiterer Zuschauer zu. Frau Feynschliff ging zu Beginn davon aus, dass „Susanne“ womöglich zum WDR-Personal gehöre, ich verordnete es eher in der Liga „bedingungsloser Fan“ plus, hüstel, „betreutes Wohnen“.

Feynschliff und der Praktikant stehen also vor der Schleuse ins WDR-Studioland…

alles_unterschrieben_partUm 19.04 Uhr – nachdem wir unsere Eintrittkarten direkt unterschrieben & die Bildrechte abgetreten haben,  stehen wir in der Schleuse, um das Studio-Gelände zu betreten. Erste Gerüchte machen die Runde, Hubertus Meyer-Burckhardt solle der Gast sein – das wäre sehr erquicklich. Feynschliff stellt die richtige und wichtige Frage:

„Hoffentlich ist es kein schlimmer Gast – Witta Pohl oder so“.

Dann geht’s endlich los. Wir gehen im Entenmarsch, einer blondierten Dame vom Sicherheitsdienst folgend, ins Studio BS 4. Dort angekommen geben wir unsere Jacken und Taschen ab – einige zusammen mit der Eintrittskarte, was ein erneutes Anstellen bedeutet 😉 – und wir schaffen es noch, eines der dort ausgeschenkten „Anheizerkölsch“ (Gaffel) zu erhaschen. Dann gehen wir hinein und nehmen unsere Plätze auf grauen, unbequemen Klappstühlen der Marke „sander seating“ ein.

Das Studio ist deutlich größer als erwartet, und auf einer Tafel prangt mit Kreide eine „500“. Anscheinend – ohne es zu wissen und beeinflusst zu haben – werden wir Zeuge der 500. Sendung von „Zimmer frei!“ – ein recht erfreulicher Zufall.

Die Stühle sind alles andere als bequem, aber das muss man in Kauf nehmen, wenn man einem solch historischen Moment beiwohnen darf. „Susanne“ vom Eingang macht mit einem lauten und stadionesken „Christine – ohoh, Christine, ohohoho!“ auf sich aufmerksam. Sie schiebt ein kryptisches „Fangt an, das geht alles auf die Sendezeit!“ hinterher.

Die Dekoration im ersten Stock erinnert ein wenig an „Schwarzwaldmädel und Lodenjunge“, es könnte aber auch eine Schwälmer Tracht sein. Zwar haben wir immer noch keine Ahnung, WER der Gast sein wird, aber diese Deko passt nicht zu Witta Pohl und dies beruhigt uns. Wer jedoch ist so volkstümlich? Von der Konserve wird Alsmann-Musik gespielt. Kommen heute etwa wieder die Wildecker Herzbuben? Marianne & Michael? Nee, meines Wissens waren die schon Gast bei Zimmer frei. Es ist warm im Studio, doch nicht so warm wie befürchtet. Ein weiteres Indiz, das Hinweise auf den Gast geben könnte: Es steht Whisky und Wurst auf dem Tisch. Diese Vorliebe haben aber einige Menschen, die aus Funk & Fernsehen bekannt sind und so kommen wir mit unserer Spekulation nicht kriegsentscheidend weiter.

Wer ist wohl heute der Gast der Sendung?

Wir zählen kurz die Reihen – sechs Zuschauerreihen á 25 Zuschauer bedeuten 150 Menschen, die im Studio versammelt sind und sich sehr freuen, als Christine „Oh-ho“ Westermann zum Einheizen die Bühne betritt: Applaus! Sie bestätigt unsere Vermutung:

„Sie werden heute Zeuge eines historischen Ereignisses – die 500. Sendung!“

Dann fragt sie, wer die Sendung noch nicht kenne; eine Person von 150 meldet sich und teilt mit, er sei wegen seiner Frau mitgekommen, die die Sendung regelmäßig verfolge. Und da man 27 Jahre verheiratet sei (Applaus!!), folge er seiner Frau natürlich ohne weitere Erklärungen. Christine ist davon sehr angetan. Danach gibt sie den Zuschauern noch einen Tipp für das „Bilderrätsel“ und führt aus, dass für die Gäste beim Bilderrätsel immer das „behütete Blamieren“ gelte und daher schadenfrohes Gelächter aus dem Publikum angebracht sei. Frau Westermann bestätigt auch live den sehr, sehr sympathischen Eindruck aus dem Fernsehen.

Endlich: Auftritt von „Götzimausi“!

Dann kommt Herr Alsmann und – nach meinem Dafürhalten – brandet infernalischer Applaus auf. Rampensau Alsmann ist mit diesem jedoch alles andere als zufrieden und erklärt die drei Stufen des „Zimmer frei!“-Applauses (klatschen, trampeln, johlen). Kurz skizziert er noch die Strafen, die Menschen zu erwarten haben, die ihr Mobiltelefon nicht ausschalten und kommt dann auf die Notausgänge zu sprechen, die man im Falle einer Katastrophe benutzen soll…. Seine Aufzählung von Katastrophen endet mit „3. Massenbeschneidungen und 4. BAP-Konzerten“… Kurz erwähnt er noch, dass die Bilder der Sendung am Sonntag ausgestrahlt werden und sich alle vergewissern sollten, dass sie neben der Person sitzen, neben der sie auch im Fernsehen gesehen werden möchten. Oder man solle jetzt noch die Chance nutzen, sich umzusetzen, falls man zu Hause erzählt habe, man gestalte den Abend anders. Bei der letzten Sendung habe es bei dieser Ankündigung so viele Rochaden und Umplatzierungen gegeben, dass sich Götz Alsmann an den „Sauerlandstern“ erinnert fühlte. Ich lache etwas zu laut und Alsmann spricht mich direkt an:

„So wie Sie lachen, sind Sie bestimmt Stammgast im Sauerlandstern, Sie kamen mir gleich so bekannt vor!“

Touché. Ich glaube, ich werde sogar rot. 😉

screenshot_zimmerfrei

Dr. Alsmann ließ übrigens beim Warm-Up nie den Respekt vor dem GEZ-Zahler vermissen, auch wenn andere dies behaupten!

Das Gerücht verfestigt sich: Der heutige Gast ist Hubertus Meyer-Burckhardt. Begründung dafür: Götz Alsmann wollte mal wieder richtig viel „Ahle Worschtd“ essen. Götz liebt sie und isst sie auch während der Sendung fast ununterbrochen, während Frau Feynschliff immer mehr Hunger und Heimweh bekommt.

Häme – Hämerich – Hämeneutiker!

Noch einmal lache ich zu auffällig, als es um das Substantiv von „Häme“ geht resp. denjenigen geht, der Häme ausübt. Meyer-Burckhardt und die charmante Frau Westermann denken laut & spekulieren über „Hämerich“ (!). Götz Alsmann sagt genau das, was ich mir als Humorverbrecher in dem Moment natürlich auch denke: „Hämeneutiker!“. Ich lache laut auf, Götz zeigt in meine Richtung und stellt fest: „Ah, ein Intellektueller!“ Nach diesem Ritterschlag kann einfach nichts mehr schief gehen.

Es ist spannend, Dinge zu sehen, die man im TV nicht sieht…

Während des Interviews von Christine zieht sich Götz in eine Ecke rechts von der Zuschauertribüne zurück und isst mit großer Freude weiterhin „Ahle Worschtd“. Am Ende der Sendung halte ich noch das „Wir fordern Kommissar Carl!“-Schild mit der grünen Karte hoch, aber es ist nicht wirklich zu erkennen.

Alles in allem eine sehr, sehr gelungene Veranstaltung, und ich hoffe, bald wieder Zuschauerkarten für „Zimmer frei!“ ergattern zu können.

Dann werde ich aber eine Kopfbedeckung tragen.

Wer?

Der Praktikant

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4 Comments

  1. […] ja auch immer das gestern-heute-morgen mit. Dann kann ich auch aussehen wie Günter Netzer mit Alsmann-Frisur. Wenns den Titel bringt. Die einzig wichtige + richtige Frage zum Trikot stellte wie immer […]

  2. […] ja auch immer das gestern-heute-morgen mit. Dann kann ich auch aussehen wie Günter Netzer mit Alsmann-Frisur. Wenns den Titel bringt. Die einzig wichtige + richtige Frage zum Trikot stellte wie immer […]

  3. schomb@ sagt:

    Ja, Klaus, „geklungen“ wegen der „Hausmusik“, die nicht stattfand… dadaistische Grüsse,

    DP.

    P.S.: Haben es jetzt in „gelungen“ geändert, obwohl es damit nicht mehr so schön ist 😉

  4. Klaus sagt:

    So, So: „…eine sehr, sehr geklungene Veranstaltung…“ – sehr interessant…