Antidiebstahllyrik auf der Herrentoilette.

Der Praktikant kommt im Hauptberuf ja viel herum.

Gestern sah und nahm er diese „Antidiebstahllyrik“ auf der Herrentoilette des – bei Stromausfall übrigens sehr komfortabel in nur zwei Gehminuten vom Münchner Hauptbahnhof gelegenen – Hotels „The Charles Hotel“ – wahr:

Wer erkennt hier die kognitive Dissonanz, die ihn noch einmal nach draußen gehen und sich des richtigen Symbols für Herrentoilette vergewissern ließ? Fragt:

Der Praktikant

 

 

Kölsch!

Dieser Express-Titel vom Samstag, den 25.08.2012, ist an Schön- und Kölschheit kaum zu überbieten! Das ist Köln in a nutshell: In nur einer Schlagzeile wird das komplexe Gebilde KÖLN – seine Menschen, seine Medien – hinreichend erklärt…

Kölsch ist einfach Weltkulturerbe. Wer ist davon immer noch tief berührt?

Der Praktikant

 

Lesung mit Hanns Zischler am 06. Juni 2012

Am 06.06.2012 las Hanns Zischler in der Buchhandlung Klaus Bittner aus seinem aktuellen Roman „Lady Earl Grey„.

 Nach der grandiosen, etwa 50minütigen Lesung, wurde es dann etwas gezwungen, da dem Autor „Fragen zum Werk“ gestellt werden mußten sollten.

Neben der absoluten Killerphrase „Was haben sie sich beim Verfassen des Werkes gedacht?“ und einem Hinweis auf Kafkas Josefine, dilettierte vor allem preschte eine Pressevertreterin nach vorne, die wirklich & ernsthaft die Frage stellte:

Ist denn die Maus ein unterschätztes Wesen?

„Kraweel, Kraweel! Taubtrüber Ginst am Musenhain! Trübtauber Hain am Musenginst! Kraweel, Kraweel!“ Man kam sich ein bisschen vor wie bei Loriot, also dem Praktikanten ging’s zumindest so:

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Nach endlosen, zähen 15 Minuten Fragerunde (die mir länger vorkamen), in denen u. a. auch E.T.A. Hoffmann ins Felde geführt wurde (!), und das bei einem Buch, das einfach auf hohem Niveau unterhalten möchte & durch Illustrationen liebevoll gestaltet wurde, also im allerbesten Sinne ein Unterhaltungsroman ist, war selbst Hanns Zischler bass erstaunt und kippte diese Verwunderung in die letzte Aussage des Abends:

„Ich habe noch nie so ernsthaft über das Buch diskutiert.“

Worauf der Praktikant feststellte:

„So ist halt das ernste Köln, wir lachen selten.“

Nicht das „heilige Köln“, sondern das „ernste Köln“.

Köln: Eine Stadt sucht ihren Paradigmenwechsel.

Glaubt:

Der Praktikant

 

 

Der Artikel ist der Spiegel eines Beitrags bei rheinkilometer688.

Buchtipp: Unwörterbuch – Sprachsünden und wie man sie vermeidet

Als Online-Texterin habe ich schon diverse Bücher über das Verfassen guter und ansprechender Texte gelesen. Das ist mal hilfreich, mal bestätigend und manchmal einfach nur langweilig. Beim Lesen des Unwörterbuchs von Alfred Gleiss sind mir zwei erfreuliche Dinge klar geworden: Ein Sprachbuch muss keine Neuerscheinung sein, um aktuelle Themen zu behandeln. Und die Lektüre kann sogar richtig Spaß machen.

Die Originalausgabe (Besseres Deutsch mit lebendigen Beispielen, Sprache auf dem rechten Gleis) erschien 1976; ich habe die erweiterte Ausgabe (mit oben genanntem Titel) von 1981 antiquarisch erstanden.

Es geht darin also um die deutsche Sprache vor über 30 Jahren. Man könnte meinen, dass sich seither so viel geändert hat, dass die Ratschläge mehr oder weniger überholt sind. Das ist aber so gut wie gar nicht der Fall – trotz der gefühlt fünf bis zehn durchlebten Rechtschreibreformen. Denn der Jurist Alfred Gleiss (Jahrgang 1904, 1997 gestorben) nimmt sich in erster Linie der stilistischen und inhaltlichen Sprachsünden an. Das tut er anhand vieler, vieler originaler Negativ-Beispiele, die er ebenso scharfsinnig wie amüsant auseinandernimmt und kommentiert.

Sicher, es gibt Einzelfälle, die er kritisiert, die heute nicht mehr relevant sind. Die Masseuse heißt inzwischen Masseurin, und deshalb klingt es ein wenig wunderlich, wenn sich Gleiss wortreich über die falsche Pluralbildung „Masseusinnen“ beklagt. Unterhaltsam ist das aber trotzdem. Und lehrreich auch, denn Gleiss wettert grundsätzlich gegen aufgeblähte Satzgebilde und missverständliche oder gar falsche Redewendungen, die einem jeden Tag um die Ohren gehauen werden, aber absolut verzichtbar sind. Heute genauso wie vor 30 Jahren.

11.11.’11: Der verrückteste Tag des Jahres?!

Vergangene Nacht ist auch noch ein Sack Reis in China umgefallen…

Wer zieht den Hut vor soviel substantiellem und inhaltlich relevantem Journalismus?

Der Praktikant.

 

Kinderverwirrbuch 02: Wie entsteht eigentlich Kabelsalat?

Das erste Kinderverwirrbuch hat Ringelnatz 1931 verfasst. Seit einem Monat gibt es eine interaktive Version, bei der jeder mitmachen kann. Gesammelt werden verwirrende, aber plausible Lügengeschichten für Kinder, die Spaß machen und gleichzeitig eine kritische Haltung gegenüber der Medienwelt schulen sollen. Ein weiteres Ziel ist, die schönsten Geschichten als Buch zu veröffentlichen und die Erlöse an zwei Kinderhilfsprojekte von CARE zu spenden. Heißt: Alle Autoren arbeiten für Ruhm und Ehre und erhalten kein Honorar.

Die Geschichte sollte circa 150 Wörter lang sein und jeweils ein Bild enthalten. Bisher sind 40 Geschichten online – bis zu 500 Beiträge sollen es insgesamt werden. Themen sind unter anderem: Warum machen Flugzeuge manchmal weiße Streifen am Himmel? Die Wiege der Menschheit, Warum Katzen Eier legen, Auf der Insel Sylt ist die maximale Schafsgeschwindigkeit endlich amtlich geregelt, Wie die Erde rund wurde und und und…

Weitere Informationen und alle bisher veröffentlichten Geschichten können unter www.kinderverwirrbuch.de nachgelesen werden.

Braucht die deutsche Sprache ein Reinheitsgebot?

Rechtfertigen absurde Denglisch-Kreationen und überflüssige Anglizismen ein Grundrecht auf die reine deutsche Sprache, wie es die CDU auf einem Parteitag 2008 forderte? Was wäre eigentlich die Konsequenz? Gäbe es dann eine deutsche Sprachpolizei, bei der besonders unerträgliche Sprachsünder zur Anzeige gebracht werden könnten? Wie sähe die Bestrafung aus? Statt Sozialstunden 20 Einheiten Deutsch-Unterricht? Ziemlich absurd, aber ein reizvoller Gedanke ist es irgendwie schon.

„Auf deutsch gesagt: das ist doch totaler Bullshit“

Denn manchmal, wenn ich Sätze höre wie „Auf deutsch gesagt: das ist doch totaler Bullshit“, „Ich bin gesaved“ oder auch „…total crazy„, ertappe ich mich schon dabei, mir eine deutsche Sprache mit ausschließlich deutschen Ausdrücken zu wünschen. Solche und ähnliche Sätze erklingen häufig im sogenannten Unterschichten-Fernsehen. Das Problem beschränkt sich allerdings nicht auf eine bestimmte Schicht, denn Business-Denglisch ist kein bisschen besser. Wobei ich mich gar nicht mehr über Meetings oder Calls aufregen will – „Das habe ich gedownloaded“ oder auch wörtliche Übersetzungen aus dem Englischen wie die schon oft diskutierten Am Ende des Tages oder Das macht Sinn kann ich schon lange nicht mehr hören. Ganz zu schweigen von Begriffen wie Handy, Beamer, Hometrainer etc., die englisch zu sein scheinen, tatsächlich aber deutsche Erfindungen sind.

Andererseits: Soll ich erst, bevor ich mich in irgendeiner Form äußere, in den Duden schauen, ob auch alle Begriffe, die ich verwenden möchte, bereits offiziell in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen sind? Nein, das ist doch totaler Bullshit, denn Sprache verändert sich nun mal. Und auch wenn die Entwicklung nicht immer in eine Richtung geht, die mir gefällt, ist das alles besser als eine Verfassungsänderung, die sowieso nichts bewirkt.

„Besser als wie man denkt“

Tatsächlich wünschen würde ich mir allerdings eine Sprachpolizei, die alle Werbekampagnen verhindert, in denen immer noch – Jahre nach der Telefonauskunft-Nummer und gerne auch immer wieder mit Frau Pooth – bewusst und ohne Not die deutsche Sprache falsch verwendet wird. Da kann die Bild-Zeitung die angebliche Grammatik-Schwäche noch so sehr als „kultverdächtig“ feiern, das ist einfach schlecht. Und so wird mir dann auch. Das ist zwar schon wieder ein ganz anderes Thema, aber auch Anglizismen in der Werbung sind in der Regel ebenso wenig schön.

Wer mit schlechtem Deutsch oder Denglisch erst gar nicht anfangen möchte, findet auf WieSagIchsAufDeutsch.de ein Forum zur Vermeidung von Anglizismen und anderen störenden Ausdrücken. Lassen sich Anglizismen in bestimmten Fällen nicht vermeiden, wird im Text-Gold-Blog gut erklärt, wie man sie korrekt einsetzt.

Wortspielhölle Köln!

Dachte man schon im letzten Jahr, es könne nicht noch viel schlechter werden…

becher_ist_das

… so belehrt einen das Karnevalsmotto, das Sessionsmotto für 2011 („Köln hat was zu beaten!“), wieder mal eines Becheren:

koeln_hat_was_zu_beaten

Wer wählt die 555-Humorpolizei?

Der Praktikant

Lesbarkeit von Texten online prüfen

Texte fesseln umso mehr, je interessanter und spannender sie verfasst sind. Eines sollten sie aber gleichzeitig auch sein: leicht verständlich und gut lesbar. Dafür reicht es manchmal schon, wenn man sich den Text selbst laut vorliest oder, noch besser, ein kritisches Publikum zur Verfügung hat.

Man kann die ganze Sache aber auch mathematisch angehen: Auf koolteeth.de werden einige Online-Tools empfohlen, die schnell und kostenlos die Lesbarkeit von Texten prüfen. Zwei der Tools waren mir bisher nicht bekannt und haben mir sehr gut gefallen.

Die Auswertungen der Tools sind nicht unbedingt dazu geeignet, völlig neue Erkenntnisse zu erlangen; interessant sind sie allemal. Dieser Text zum Beispiel hat eine hohe Lesbarkeit und entspricht in etwa dem Niveau einer Boulevardzeitung. Ist doch super!

***

Nachsatz vom 16.04.2019: Die Website koolteeth.de ist inzwischen nicht mehr erreichbar, aber eine ähnliche Auswahl an Tools bietet diedruckerei.de.

European Banker of the Year 2008: Jean-Claude Juncker

Der Praktikant hatte am Dienstagabend das Privileg, der feierlichen Preisverleihung des Titels European Banker of the Year 2008 beizuwohnen. Im Vorfeld war ihm ein wenig flau, befürchtete er doch außerhalb des Congress-Centrums in Frankfurt am Main von Lehman-Geschädigten oder anderen Menschen, die das Bankensystem seit dem Herbst 2008, hüstel, „kritisch begleiten“, nicht sehr freundlich empfangen zu werden. Doch die Wahl zerstreute seine Bedenken: Preisträger ist der wirklich sehr sympathische Herr Juncker, der durch sein Engagement – stellvertretend für die europäischen Finanzminister – zur Rettung des Bankensystems geehrt wurde.


Raumnamen im Congress Centrum Frankfurt am Main

Raumnamen im Congress Centrum Frankfurt am Main

Der richtige Raum der Zeremonie wurde dann nach der Einnahme eines vom Vorjahrespreisträger Jean-Claude Trichet gesponserten Imbisses zeitnah gefunden…


Einzug der Clan Pipers

Einzug der Clan Pipers

Nach dem Einzug der Clan Pipers, einer Dudelsackgruppe aus Frankfurt / M., die den musikalischen Rahmen bot, und ein paar Grußworten von Helga Einecke, Süddeutsche Zeitung, die die Gruppe 20+1 repräsentierte, begann die Laudatio von Jean-Claude Trichet, der auf englisch, französisch und deutsch (!) den Werdegang Junckers lobte, seine beispiellose Karriere und vor allem sein unbedingtes, europäisches Engagement.

Der Preisträger trat danach ans Redepult und eröffnete seine Dankesrede sehr gewitzt mit:

„The German of Jean-Claude Trichet is improving day by day.“

Nach einer Tour d‘ Horizon durch die Monate der Krise auf Deutsch und ein paar Passagen auf Englisch über die Zeit und die Aktivitäten der europäischen Regierungen folgten ein ein paar Anmerkungen darüber, dass die Europäer einfach zusammenhalten müssen, da sie zunehmend weniger Einfluß in der Welt haben: Im Jahr 1900 waren 20% der Weltbevölkerung Europäer, dies schrumpfte im Jahr 2000 auf 11 %, für 2050 werden 7% prognostiziert und im Jahr 2100 werden nur 4 % der Erdbevölkerung Eurpäer sein). Er betonte seine zentrale Forderung, das zukünftige Wachstum in die Rückzahlung der Schulden, die die europäischen Länder machen mussten, zu stecken. Er forderte vehement, die Schulden abzubauen, so bald es möglich sei, 2010/2011 und nicht erst 2015 – wofür es offenen Szenenapplaus gab! Na einer kurzen Zusammenfassung der schwierigen Entscheidungen, die 2008 / 2009 getroffen werden mussten, beendete er ebenso ironisch und doppeldeutig seine Ausführungen: Er verwies darauf, mit dem Vorjahrespreisträger nicht immer einer Meinung gewesen zu sein, diesmal gäbe es aber bei keiner von Trichets Ausführungen eine Widerrede seinerseits und er kam zum Schluss seiner Rede mit dem Ausspruch:

„Jean-Claude, Du warst perfekt!“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen ;-).

2 x Jean-Claude bei der Preisverleihung!

2 x Jean-Claude bei der Preisverleihung!

Nach der Veranstaltung und dem Auszug der Clan Pipers hatte man noch die Gelegenheit zum Austausch und Netzwerken, u.a. tauschte sich Mario Ohoven mit dem „Europäischen Banker des Jahres 2007“ noch einmal persönlich aus…

Mario Ohoven und der Preisträger Jean-Claude Juncker im angeregten Gespräch.

Mario Ohoven und der Vorvorjahrespreisträger im angeregten Gespräch.

und überzeugte sich hernach – sehr freundlich und angenehm – beim Praktikanten von der Qualität des geschossenen Mobiltelefonfotos.

Alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung! Es hätte so erfreulich bleiben können, wäre nicht danach der Deutsche-Bahn-Faktor zum Tragen gekommen: Hätte, wenn, sollte: Hätte sich die Rückfahrt nach Köln nicht wieder etwas unerquicklich gestaltet (60 Minuten Verspätung, Zwischenhalt in Limburg, Montabaur, Siegburg). Aber für eine solch runde Veranstaltung muss man auch mal Kalamitäten in Kauf nehmen.